Notenbankchefin Elwira Nabiullina sagte am Dienstag vor dem Parlament in Moskau, es gebe «erheblichen Spielraum» dafür, da die Inflation auf den Zielwert von vier Prozent fallen werde. «Dieser Zyklus der Leitzinssenkung wird sich über das gesamte nächste Jahr erstrecken», sagte Nabiullina in ihrer Rede vor der Duma. Eine verfrühte Lockerung der Geldpolitik würde der Wirtschaft jedoch schaden, warnte sie. Der Spielraum für Senkungen hänge von der Entwicklung der Inflation und der Inflationserwartungen ab.
Erst am vergangenen Freitag hatte die Zentralbank ihren Leitzins von 17,0 auf 16,5 Prozent gesenkt. Seit Juni befindet sie sich in einem Zyklus der Zinssenkungen, nachdem sie den Satz im vergangenen Jahr auf bis zu 21 Prozent angehoben hatte - den höchsten Wert seit Anfang der 2000er Jahre. Zahlreiche russische Unternehmen kritisieren das Zinsniveau jedoch als zu hoch. Es bremse die Konjunktur, da Kredite für Investitionen zu teuer seien. Ihren Forderungen zufolge sind für ein Wiederanspringen des Wirtschaftswachstums Zinsen von etwa zwölf bis 14 Prozent nötig. Die Zentralbank selbst hob jedoch erst kürzlich ihre Prognose für den durchschnittlichen Zinssatz im kommenden Jahr auf 13 bis 15 Prozent an.
Die Währungshüter rechnen damit, dass die Inflation erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres wieder ihr Ziel von vier Prozent erreichen wird. Dem Wirtschaftsministerium zufolge lag die Teuerungsrate zuletzt mit 8,14 Prozent gut doppelt so hoch. Für das Gesamtjahr 2025 erwartet die Zentralbank einen Wert zwischen 6,5 und 7,0 Prozent. Als ein Hindernis für schnellere Zinsschritte gelten die hohen Inflationserwartungen der privaten Haushalte. «Leider sind die Inflationserwartungen im Gegensatz zur Inflation noch nicht signifikant gesunken», sagte Notenbankchefin Nabiullina.
Präsident Wladimir Putin hat sein Land nach der Ukraine-Invasion vom Februar 2022 auf Kriegswirtschaft umgestellt. Das hat das Preisgefüge durcheinandergewirbelt. Viele Firmen ausserhalb der Rüstungsindustrie müssen wegen Fachkräftemangels auch im Zuge der militärischen Mobilisierungskampagne hohe Löhne zahlen, um Mitarbeiter zu halten oder anzuwerben.
(Reuters)
