Der von den USA mit Sanktionen belegte russische Ölkonzern Lukoil verkauft sein Auslandsgeschäft an den in Genf ansässigen internationalen Rohstoffhändler Gunvor. Das Unternehmen teilte in Moskau mit, es habe ein Angebot von Gunvor angenommen und werde nicht mehr mit anderen Interessenten verhandeln.

Der in Zypern registrierte Energiehändler Gunvor will 100 Prozent von Lukoil International übernehmen. Die Firma ist für die weltweiten Aktivitäten des russischen Konzerns zuständig. Einen Kaufpreis nannte Lukoil nicht.

Laut der russischen Zeitung «Iswestija» könnten die Vermögenswerte einen Wert von rund zehn Milliarden US-Dollar haben, infolge der westlichen Sanktionen sei aber wohl nur ein Erlös von rund drei Milliarden Dollar realistisch.

Lukoil hatte den Verkauf seiner Auslandstöchter angekündigt, nachdem die USA unter Präsident Donald Trump den Konzern und mehrere seiner Tochterfirmen auf eine neue Sanktionsliste gesetzt hatten. Die Massnahmen zielen darauf ab, die Finanzierung des russischen Krieges gegen die Ukraine zu erschweren.

Auch der staatliche Ölkonzern Rosneft ist betroffen. Zusammen kontrollieren Lukoil und Rosneft mehr als die Hälfte der russischen Ölproduktion.

Tankstellennetz in 20 Ländern

Zu den Auslandsaktivitäten von Lukoil gehören ein Tankstellennetz in 20 Ländern mit rund 2450 Standorten, zwei Raffinerien in Rumänien und Bulgarien sowie ein 45-Prozent-Anteil an der Raffinerie Zeeland in den Niederlanden. Zudem ist Lukoil an Förderprojekten in Aserbaidschan, Kasachstan, Usbekistan, dem Irak, Abu Dhabi, Mexiko und mehreren afrikanischen Staaten beteiligt.

Gunvor wurde 1997 vom schwedischen Unternehmer Torbjörn Törnqvist und dem russischen Geschäftsmann Gennadi Timtschenko gegründet, einem Vertrauten von Wladimir Putin. Timtschenko verkaufte seine Anteile 2014, als er im Zuge früherer Sanktionen ins Visier westlicher Behörden geriet. Heute gehört Gunvor mehrheitlich Törnqvist; das Unternehmen erzielte zuletzt einen Umsatz von 136 Milliarden US-Dollar und beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende.

Mit dem Verkauf seiner internationalen Aktivitäten dürfte sich Lukoil stärker auf den russischen Markt konzentrieren. Für Gunvor bedeutet die Übernahme eine strategische Rückkehr in den russischen Ölsektor, aus dem sich der Händler nach 2014 weitgehend zurückgezogen hatte.

(AWP)