Die staatlichen Zahlungen an die Einberufenen dürften die negativen Folgen für die Konsumnachfrage aber abfedern, sagte der stellvertretende Notenbankchef Alexej Zabotkin am Dienstag vor Abgeordneten. Präsident Wladimir Putin hatte am 21. September angekündigt, dass 300'000 Menschen mobilisiert würden. Daraufhin haben Schätzungen zufolge Hunderttausende Russen ihr Land verlassen, um dem Einsatz an der Front zu entgehen - darunter vor allem viele junge, gut ausgebildete Männer. Da der Sold oft deutlich über den Löhnen der Eingezogenen liegt, verspricht sich die russischer Regierung künftig Impulse für den privaten Konsum.

Die Zentralbank hat maßgeblich dazu beigetragen, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Konflikts und der westlichen Sanktionen gegen Russland zu begrenzen. Sie hob zunächst ihren Leitzins auf 20 Prozent an, senkte ihn danach aber sechsmal in Folge auf das Vorkrisenniveau von 7,5 Prozent. "Der Vorstand wird alle Veränderungen der Situation sowie die eingehenden Daten analysieren", sagte Zabotkin auf die Frage, ob eine Beibehaltung der Zinsen wahrscheinlich sei. Die nächste Zinsentscheidung steht am 28. Oktober an.

Die Notenbank geht davon aus, dass die Schrumpfung der russischen Wirtschaft in der ersten Hälfte des nächsten Jahres ihren Tiefpunkt erreichen wird. Im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt zwischen vier und sechs Prozent sinken. "Wir werden uns reibungslos auf eine Stabilisierung der Inflation auf dem Zielniveau zubewegen", sagte Zabotkin zur Entwicklung der Preise. "Aber der Rückgang der Inflation könnte jetzt langsamer verlaufen. Das liegt daran, dass die wirtschaftliche Umgestaltung erhebliche Preisanpassungen bei einer breiten Palette von Waren und Dienstleistungen erfordert."

Die Teuerungsrate lag offiziellen Angaben nach zuletzt bei rund 13,5 Prozent. Die Zentralbank strebt einen Wert von vier Prozent an. Diesen wird sie nach eigenen Prognosen aber erst 2024 wieder erreichen.

(Reuters)