Der geldpolitische Schlüsselsatz wurde auf 16,5 von 17,0 Prozent heruntergesetzt, wie die Währungshüter am Freitag in Moskau mitteilten. Den weiteren Kurs lässt die russische Zentralbank offen: Die geldpolitischen Entscheidungen würden in Abhängigkeit von der Nachhaltigkeit der Inflationsverlangsamung und der Dynamik der Inflationserwartungen getroffen.

Die Teuerungsrate in Russland war im September trotz eines leichten Rückgangs mit rund 8,0 Prozent doppelt so hoch wie der von der Zentralbank angestrebte Wert von vier Prozent. Die Notenbank geht davon aus, dass die Inflation nächstes Jahr auf einen Bereich von vier bis fünf Prozent zurückgehen wird.

«Der derzeitige Inflationsdruck wird Ende 2025 und Anfang 2026 aufgrund einer Reihe von Faktoren vorübergehend zunehmen, darunter Preisanpassungen und die Reaktion der Inflationserwartungen auf die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung», erklärte die Zentralbank.

Die Preise für Benzin, die für die Inflationserwartungen der Bevölkerung wichtig sind, sind seit Jahresbeginn aufgrund der jüngsten ukrainischen Angriffe auf russische Raffinerien um 11,6 Prozent gestiegen. US-Präsident Trump verhängte am Mittwoch zum ersten Mal in seiner zweiten Amtszeit Sanktionen gegen Russland im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Dabei richteten sich die Strafmassnahmen gegen die Ölkonzerne Lukoil und Rosneft, die für die Hälfte der russischen Ölproduktion sorgen. «Geopolitische Spannungen bleiben ein erheblicher Unsicherheitsfaktor», betonte die Zentralbank.

Präsident Wladimir Putin hat sein Land nach der Ukraine-Invasion vom Februar 2022 auf Kriegswirtschaft umgestellt. Das hat das Preisgefüge durcheinandergewirbelt. Viele Firmen ausserhalb der Rüstungsindustrie müssen wegen Fachkräftemangels auch im Zuge der militärischen Mobilisierungskampagne hohe Löhne zahlen, um Mitarbeiter zu halten oder anzuwerben.

Angesichts stagnierender Binnennachfrage und wegbrechender Exporte kürzen Industriekonzerne die Arbeitszeit, wie Insider aus mehreren Branchen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Ziel sei es, mit unbezahlten freien Tagen die Lohnkosten zu senken, ohne dass es zu Massenentlassungen komme.

(Reuters)