Das sei nicht im Interesse seines Landes, sagte der russische Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow am Dienstag. Allerdings werde Russland angemessene Gegenmassnahmen ergreifen und auf das zunehmende Engagement des Westens im Ukraine-Konflikt reagieren, wird Rjabkow von der russischen Nachrichtenagentur RIA zitiert. "Wir warnen und hoffen, dass sie die Gefahr einer unkontrollierten Eskalation in Washington und anderen westlichen Hauptstädten erkennen." US-Präsident Joe Biden hatte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nach den russischen Raketenangriffen am Montag in einem Telefonat die Lieferung von fortgeschrittenen Luftabwehr-Systemen zugesagt. Selenskyj bezeichnete die Luftverteidigung als oberste Priorität. "Wir werden alles tun, um unsere Armee zu stärken", sagte er in seiner täglichen Ansprache. Der Krieg in der Ukraine wird am Dienstag auch Thema bei einem virtuellen G7-Sondertreffen sein, Selenskyj soll zugeschaltet werden.

Russland hatte am Montag als Vergeltung für die Explosion an der Krim-Brücke mehrere ukrainische Städte - darunter auch Kiew - beschossen. Nach Angaben des ukrainischen Zivilschutzes vom Dienstag zufolge sind dabei 19 Menschen getötet und 105 verletzt worden. Auch am Dienstag könne es zu Raketenangriffen kommen. Die Bevölkerung solle zu ihrer eigenen Sicherheit Schutzräume aufsuchen und Luftalarm nicht ignorieren, teilte die Behörde auf Telegram mit.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in einer Fernsehansprache erklärt, die Angriffe angeordnet zu haben. Dies sei die Antwort auf den "terroristischen Angriff" gegen die Kertsch-Brücke am Samstag, die die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim mit dem russischen Kernland verbindet.

Die G7 könnten der französischen Aussenministerin Catherine Colonna zufolge auch Belarus vor einem verstärkten Engagement im Ukraine-Krieg warnen. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat am Montag erklärt, es würden belarussische Truppen zusammen mit russischen in der Nähe zur Ukraine stationiert. Die Äusserungen Lukaschenkos, der seit 1994 in Belarus an der Macht und eng mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verbündet ist, deuten auf eine mögliche weitere Eskalation des Krieges hin. Möglicherweise könnte eine gemeinsame russisch-belarussische Streitmacht im Norden der Ukraine aufgebaut werden. Mit den Angriffen vom Montag habe Russland eine weitere rote Linie überschritten, sagte Colonna dem Radiosender France Inter. Es gehe nicht mehr nur um Kämpfe auf dem Schlachtfeld, sondern diese Taktik ziele mit Absicht auf Zivilisten in der gesamten Ukraine.

Einen Rückschlag erlitt Russland bei den Vereinten Nationen. Die UN-Vollversammlung lehnte eine von Russland geforderte geheime Abstimmung über eine Verurteilung der Annexion von vier ukrainischen Gebieten ab. Über die Resolution soll öffentlich abgestimmt werden. Dem Entwurf zufolge werden die Mitgliedsländer aufgefordert, die Annexion der teilweise von Russland besetzten Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja nicht anzuerkennen und die Souveränität sowie die territoriale Integrität der Ukraine zu bestätigen.

(Reuters)