Gegenüber dem Stand des vergangenen Jahres sollen die jährlichen Pipeline-Gasexporte zwischen 2023 und 2025 um fast 40 Prozent auf 125,2 Milliarden Kubikmeter reduziert werden, wie Russlands Dreijahres-Haushaltsplan zeigt. Für das laufende Jahr schätzt der Entwurf den Gasexport über Pipelines auf 142 Milliarden Kubikmeter. 2021 waren es noch mehr als 205 Milliarden Kubikmeter. 

Angesichts der westlichen Sanktionen in Reaktion auf die Ukraine-Invasion hat die russische Gazprom die Lieferungen nach Europa - ihrem traditionell grössten Markt - seit Monaten reduziert. Einigen europäischen Kunden wurde das Gas abgestellt, nachdem sie sich geweigert hatten, der Forderung des Kremls nach Bezahlung in Rubel nachzukommen. Die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream wurden mit Verweis auf die Sanktionen und technische Probleme komplett gestoppt. 

Der Haushaltsentwurf enthält keine Aufschlüsselung der Exportmärkte. Ausgehend von den historischen Daten und den aktuellen Lieferströmen könnte die Türkei jedoch der grösste Einzelkunde von Gazprom auf dem Kontinent werden. Im vergangenen Jahr exportierte Gazprom fast 27 Milliarden Kubikmeter in die Türkei.

China könnte im nächsten Jahr der zweitgrösste Abnehmer von russischem Pipelinegas werden. Die Vereinbarung zwischen Gazprom und der China National Petroleum Corporation sieht eine schrittweise Erhöhung der Lieferungen über die Pipeline Power of Siberia auf rund 21 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2023 vor. Für dieses Jahr sind 15 bis 16 Milliarden Kubikmeter geplant.

Ausgehend von den obigen Annahmen und bei jährlichen Lieferungen von etwa 30 Milliarden Kubikmetern an die Länder der ehemaligen Sowjetunion könnten etwa 45 Milliarden Kubikmeter Gas an den europäischen Markt geliefert werden. Das entspricht etwa 123 Millionen Kubikmetern pro Tag. Russland exportiert derzeit etwa 80 Millionen Kubikmeter pro Tag nach Europa.

Die Zahlen können sich indessen durchaus ändern. Gazprom trifft die endgültige Entscheidung über die Lieferungen auf der Grundlage von Marktbedingungen und Kundenwünschen. Ein Faktor ist zudem eine mögliche weitere Eskalation des Konflikts zwischen Russland und dem Westen.

(Bloomberg)