"Wir sehen, dass immer mehr Reserven in unsere Richtung verlegt werden, wir sehen, dass mehr Ausrüstung herbeigeschafft wird", sagte Serhij Hajdaj, der ukrainische Gouverneur der grösstenteils von russischen Truppen besetzten Region Luhansk. Der britische Geheimdienst rechnet allerdings nicht mit einem bevorstehenden russischen Durchbruch. Er erklärte am Dienstag, es sei unwahrscheinlich, dass Russland über genügend Kräfte verfüge, um den Krieg innerhalb weniger Wochen entscheidend zu beeinflussen. Russland versucht die annektierten Donbass-Regionen Donzek und Luhansk im Osten der Ukraine vollständig zu erobern.

Die Ukraine erwartet, das Russland vor dem Jahrestag der Invasion am 24. Februar eine neue Offensive starten wird. "Sie bringen Munition, die anders eingesetzt wird als früher - es wird nicht mehr rund um die Uhr geschossen. Sie fangen langsam an zu sparen und bereiten sich auf eine Grossoffensive vor", sagte Hajdaj im ukrainischen Fernsehen. "Sie werden wahrscheinlich zehn Tage brauchen, um Reserven zu sammeln." Nach dem 15. Februar könne man jederzeit eine russische Offensive erwarten.

Zuletzt hatte es russische Geländegewinne um die Stadt Bachmut in der Ostukraine gegeben. Die Ukraine selbst plant eine Frühjahrsoffensive zur Rückeroberung verlorener Gebiete, wartet aber auf die Lieferung der versprochenen Kampfpanzer und Raketen mit grösserer Reichweite aus dem Westen.

Die britische Regierung geht nicht davon aus, dass Russland in nächster Zeit ein Durchbruch im Kriegsgeschehen gelingt. "Die russische Führung wird wahrscheinlich weiterhin weitreichende Vorstösse fordern." Es bleibe aber unwahrscheinlich, dass Russland in den kommenden Wochen die Kräfte aufstellen könne, die nötig seien, um den Ausgang des Krieges wesentlich zu beeinflussen, teilte das Verteidigungsministerium in London auf Basis seines geheimdienstlichen Lageberichts mit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte in seiner abendlichen Ansprache an, dass die Einheiten an den Frontlinien verstärkt würden. Für Verwirrung hatte zuvor eine Ankündigung ausgelöst, dass Verteidigungsminister Olexij Resnikow ersetzt werden solle. Selenskyj kündigte nun nur an, dass die Ukraine in verschiedenen Regionen Führungspersonal mit militärischer Erfahrung einsetzen wolle.

(Reuters)