Grund seien hohe Verluste und ein Mangel an Munition, woran das Moskauer Verteidigungsministerium Schuld sei, teilte Prigoschin am Freitag mit. Seine Söldner-Truppe werde sich deswegen am 10. Mai in Nachschublager zurückziehen und ihre Stellungen an die russische Armee übergeben müssen. Damit verschärfte Prigoschin den seit Monaten schwelenden Konflikt mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und der Militärspitze erneut. Die Wagner-Söldner führen die für beide Kriegsseiten verlustreichen Angriffe auf Bachmut an, das für Russland nach mehreren Rückschlägen ein strategisch wichtiges Ziel ist.
"Ich ziehe die Wagner-Einheiten aus Bachmut ab, denn ohne Munition sind sie dem sinnlosen Tod geweiht", erklärte Prigoschin. Erst vor drei Wochen hatte er erklärt, dass seine Truppen rund 80 Prozent von Bachmut unter Kontrolle hätten. Nun will er offenbar seine Söldner nur einen Tag nach den Feiern zum Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland am 9. Mai zurückziehen, der traditionell in der russischen Hauptstadt mit einer prestigeträchtigen Militärparade begangen wird. Es war aber zunächst unklar, ob man Prigoschins Erklärung für bare Münze nehmen kann, da er in der Vergangenheit häufig impulsive Kommentare abgegeben hat. Erst vorige Woche nahm er eine Aussage als "Scherz" zurück.
Zugleich attackierte Prigoschin die Militärführung in Moskau in einem radikalen Video erneut scharf. In der von seiner Presseabteilung veröffentlichten Aufzeichnung stand er inmitten blutüberströmter Leichen, beschimpfte Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow. Er warf beiden wieder vor, seine Kämpfer nicht ausreichend mit Munition zu versorgen und machte sie persönlich für die hohen Verluste seiner Söldner-Truppe verantwortlich. Der Kampf um Bachmut hat sich zu längsten und verlustreichsten Schlacht des Krieges entwickelt.
"Wir haben einen Munitionsmangel von 70 Prozent. Schoigu! Gerassimow! Wo ist die ******* Munition?", schrie Prigoschin in die Kamera. Die Verantwortlichen sollten zur Hölle fahren, rief er. Die Verluste der Wagner-Gruppe wären fünfmal geringer, wenn sie angemessen versorgt würden. "Das sind Wagner-Jungs, die heute gestorben sind. Das Blut ist noch frisch", sagte Prigoschin und deutete auf die Leichen um ihn herum. "Sie kamen als Freiwillige hierher und sterben, damit ihr in euren Büros fett werden könnt." Prigoschin hat wiederholt Schoigu und der Militärführung öffentlich Inkompetenz vorgeworfen und dass seiner Wagner-Gruppe aus persönlicher Abneigung gegen ihn absichtlich Munition vorenthalten werde. Zuletzt hatte er aber von öffentlichen Angriffen gegen Schoigu abgesehen.
(Reuters)
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„Denn in hundert Schlachten hundert Siege zu erringen ist nicht der Inbegriff des Könnens. Der Inbegriff des Könnens ist, den Feind ohne Gefecht zu unterwerfen.“
— Sunzi, Buch Die Kunst des Krieges; Die Kunst des Krieges, Kapitel III: Angriffsstrategie, Vers: 3
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