Er liegt damit um rund acht Prozent höher als im Vorjahr, wie eine am Donnerstag vorgestellte Studie des Branchenverbandes Bitkom ergab. Immer häufiger führe die Spur der Angreifer dabei nach Russland und China.
Russland trage verstärkt hybride Angriffe vor, während China sich auf Wirtschaftsspionage konzentriere, sagte Sinan Selen, Vize-Chef des Verfassungsschutzes, der die Studie zusammen mit Bitkom vorstellte. «Ich nenne das immer so ein bisschen, die Kronjuwelen zu detektieren und herauszuziehen.» Russland gehe vielseitiger auch mit Sabotage vor: «Das heisst also Verteidigungsbereitschaft, Verteidigungsstrukturen, aber auch Rüstungsindustrie, Air and Space.»
Knapp neun von zehn Unternehmen (87 Prozent) waren in den vergangenen zwölf Monaten von Angriffen betroffen. Von diesen konnten 46 Prozent mindestens einen Angriff aus Russland feststellen, ebenso viele einen aus China.
Zur Frage einer direkten Kooperation zwischen den beiden Akteuren bei Cyber-Operationen äusserte sich Selen zurückhaltend. «Ich habe zumindest jetzt keine Erkenntnis darüber, dass wir da grosse umfangreiche Kooperationen dieser Staaten miteinander haben bei konkreten Operationen. Aber das ist auch nur eine Momentaufnahme.»
Die Bitkom-Studie zeigt jedoch auch, dass die Täter am häufigsten aus der organisierten Kriminalität stammen (68 Prozent). Dennoch konnten 28 Prozent der betroffenen Firmen mindestens einen Angriff einem ausländischen Nachrichtendienst zuordnen – ein deutlicher Anstieg gegenüber 20 Prozent im Vorjahr. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst warnte eindringlich: «Hybride Kriegsführung durch fremde Staaten ist keine theoretische Gefahr, sie findet heute jeden Tag hundertfach in Deutschland statt.»
Der Anteil, den Cyberattacken am Gesamtschaden haben, stieg auf 70 Prozent, was gut 202 Milliarden Euro entspricht. Besonders betroffen sind Unternehmen von Ransomware-Attacken, bei denen Daten verschlüsselt und Lösegeld gefordert wird. 34 Prozent der Firmen waren davon betroffen, wobei etwa jedes siebte Unternehmen zahlte. Die Bedrohungslage wird als äusserst ernst wahrgenommen: Fast 60 Prozent der Unternehmen fühlen sich durch Cyberangriffe in ihrer Existenz bedroht.
Als Reaktion investieren die Unternehmen inzwischen mehr in ihre Sicherheit. Der Anteil der IT-Sicherheit am gesamten IT-Budget stieg auf 18 Prozent. Bitkom-Präsident Wintergerst mahnte jedoch, bei den Sicherheitsbudgets müsse man «noch eine Schippe drauflegen». Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und Bitkom empfehlen, ein Fünftel des IT-Budgets für Sicherheitsmassnahmen aufzuwenden.
Für die repräsentative Studie wurden mehr als 1000 Unternehmen aus allen Branchen befragt. (Reuters)