Angesichts des steilen Kursanstiegs der Sika-Aktien in den letzten Jahren könnten die Franzosen so der Familie Burkard die Butter vom Brot nehmen. Die Franzosen könnten den Vertrag mit den Erben des Firmengründers selbst dann einlösen, wenn die Gerichte dem Sika-Verwaltungsrat recht geben, bestätigte ein Sprecher von Saint-Gobain dem "Tagesanzeiger" einen Passus des öffentlich einsehbaren Kaufvertrags. Im Vertrag steht, dass Saint-Gobain den Kauf auch ohne die angestrebte Kontrollmehrheit vollziehen kann.

Mit der Überweisung der vereinbarten 2,75 Mrd CHF an die Familie Burkard könne Saint-Gobain den Deal damit abschliessen. Mit dem Unterschied jedoch, dass Saint-Gobain nicht 53 Prozent der Sika-Stimmen erhielte, sondern aufgrund der Stimmrechtsbeschränkung nur knapp 3 Prozent. Sika würde so zu einer reinen Finanzbeteiligung von Saint-Gobain.

Als neuer Besitzer des Pakets, das 16 Prozent des Aktienkapitals umfasst, würde Saint-Gobain aber zum neuen Gesprächspartner für den Sika-Verwaltungsrat und könnte die Aktien dem Unternehmen anbieten. Denn die Übernahme des Aktienpakets der Burkards ist genau das, was der Sika-Verwaltungsrat seit langem beabsichtigt. Der Deal würde sich für Saint-Gobain lohnen. Die Sika-Aktie ist seit Abschluss des Kaufvertrags um 95 Prozent gestiegen - heute müsste Saint Gobain der Familie Burkard praktisch das Doppelte zahlen. Und diese müsste sich in einem solchen Fall eingestehen, dass sie seinerzeit ihre Aktien viel zu günstig verkauft hat.

(AWP)