Mit weiteren Mandaten bei Danone oder Four Seasons scheint Gilbert Ghostine ein vielbeschäftigter Mann. Er sieht dabei aber keine Probleme, wie er in einem Interview mit der Westschweizer Wirtschaftszeitung L'Agefi (Ausgabe 19.12.) sagte.
«Diese Aufgaben ergänzen sich, es gibt keine Überschneidungen oder Interessenkonflikte», sagte er. Es handle sich dabei um unterschiedliche Branchen, die jeweils eine wertvolle internationale Perspektive böten.
Ein Verwaltungsrat habe ausserdem nicht die Aufgabe, das Tagesgeschäft zu leiten. Das sei die Verantwortung des CEO und des Führungsteams. «Unsere Rolle ist strategischer und aufsichtsrechtlicher Natur, wir sorgen für Zusammenhalt und gute Unternehmensführung», sagte er. In der Praxis widme er sich eine Woche im Monat Sandoz, dann - hoffentlich ab April - eine Woche dem Hauptsitz von SGS, und den Rest der Zeit arbeite er von seinem Büro in Genf aus.
Teil der Lösung
In Bezug auf den Handels- und Zollkonflikt mit den USA, der die Pharmabranche im Moment zumindest noch nicht betrifft, zeigt sich der Sandoz-Präsident gelassen: «Die Mission von Sandoz ist ganz klar: möglichst vielen Menschen erschwingliche Medikamente zur Verfügung zu stellen. Und das deckt sich mit der Vision der US-Regierung.»
Seit der Ausgliederung von Novartis im Oktober 2023 sei man zur Stimme der Generika- und Biosimilar-Branche geworden. Unter dem Label «Pharma» gebe es zwei sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle: Innovatoren wie Roche und Novartis sowie Generika. In den USA seien 90 Prozent der Medikamente Generika oder Biosimilars, deren Preise denen in Europa entsprächen. «Deshalb sind wir in den Augen der US-Regierung Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.»
Auf die Frage, was passieren würde, wenn Generika dennoch mit Zöllen belegt würden, meint Ghostine: «Wir haben uns ganz klar geäussert: Wenn Zölle eingeführt würden, hätte dies direkte Auswirkungen auf die amerikanischen Patienten.» Sandoz arbeite mit geringen Margen, sodass jede Erhöhung auf die Apothekenpreise umgelegt werden müsste.
Ghostine fügt aber an: «Ich lebe jedoch nicht in einer Welt, in der das Ende der Welt bevorsteht. Unsere Aufgabe ist es, Patienten zu versorgen, und wir stehen in einem ständigen Dialog mit den Vereinigten Staaten, um ein solches Szenario zu vermeiden.»
(AWP)
