In Florida spielt sich ein scheinbar alltäglicher Prozess ab: Die Familie eines Verstorbenen verklagt seinen ehemaligen Geschäftspartner wegen der Kontrolle über das Vermögen ihrer Partnerschaft. Dabei geht es nicht um irgendwelche Vermögenswerte, wie das Finanzportal marketwatch.com berichtet. Es handelt sich bei der Streitmasse um etwa eine Million Bitcoin. Dies entspricht heute rund 64 Milliarden Dollar.

Doch nicht die grösse des Betrags sorgt für Aufsehen, sondern der Besitzer. Diese eine Million Bitcoin sollen dem Schöpfer von Bitcoin - dem Pseudonym Satoshi Nakamoto - gehören. Die Familie sagt, der Verstorbene und sein Geschäftspartner ständen hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto. Somit stehe der Familie die Hälfte des Vermögens zu.

Das Geheimnis von Satoshi Nakamoto ist eine der Kuriositäten von Bitcoin. Am 31. Oktober 2008 schickte jemand, der diesen Namen benutzte, ein neunseitiges White-Paper an eine Gruppe von Kryptografen. In diesem beschrieb er oder sie ein dezentrales System von "elektronischem Bargeld". Ein paar Monate später ging das Bitcoin-Netzwerk live und Nakamoto sammelte im ersten Jahr eine Million Bitcoins ein.

Doch wer hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto steckt, ist eines der grossen Geheimnisse der Finanzwelt geblieben. Bezieht sich der Name auf eine oder mehrere Personen? Und warum hat er oder sie keinen Cent von diesem Vermögen angerührt? Alles Fragen, auf die bis heute keine gesicherte Antwort bekannt ist.

Dabei ist Bitcoin zu einem Milliarden-Dollar-Markt mit Millionen Anlegern geworden. Die Technologie dahinter wird von vielen als eine Möglichkeit angesehen, das globale Finanzsystem neu zu verknüpfen. Sie wird von keinem Staat und keiner Zentralbank reguliert. Sie ist inflationssicher, da der oder die Erfinder die absolute Menge auf 21 Millionen begrenzt hat. Doch wer es geschaffen hat und warum, ist ein Rätsel geblieben. Antworten könnte nun der Prozess in Florida liefern.

Alles nur heisse Luft?

Die Familie von David Kleiman verklagt in diesem seinen ehemaligen Geschäftspartner, einen 51-jährigen australischen Programmierer namens Craig Wright, der in London lebt. Kleiman starb am 26. April 2013. Wright argumentiert seit 2016, dass er Bitcoin geschaffen hat. Eine Behauptung, die von den meisten in der Bitcoin-Community abgelehnt wird. Kleimans Familie argumentiert, dass die beiden gemeinsam Bitcoin bearbeitet und abgebaut haben, was Kleimans Familie zu einer halben Million Bitcoins berechtigt.

Die Verteidigung sagte im Prozess, sie habe Beweise dafür, dass Wright der Schöpfer von Bitcoin ist und Kleiman nie einbezogen wurde. "Wir glauben, dass das Gericht feststellen wird, dass nichts darauf hindeutet oder dokumentiert, dass sie in einer Partnerschaft waren", sagte Andrés Rivero, ein Anwalt von Wright.

Vielleicht lüftet der Prozess tatsächlich das Geheimnis. Gut möglich, dass aber alles nur heisse Luft ist. Schlussendlich gibt es nur einen Beweis, der die Identität von Satoshi Nakamoto schlüssig beweisen könnte: Den privaten Schlüssel. Dieser alleine kontrolliert das Konto , auf dem Nakamoto die eine Million Bitcoins gespeichert hat. Er oder sie könnte jederzeit seine Identität beweisen, indem er auch nur einen Bruchteil einer Münze daraus zieht. Warum wohl Wright dies noch nicht getan hat.

ManuelBoeck
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