Das grundsätzliche Problem sei, dass hierzulande alle Trassen bereits belegt seien, sagte Ducrot in einem am Mittwoch publizierten Interview mit «Le Temps». Die Europäische Union (EU) forderte von der Schweiz, dass der internationale Bahnverkehr teilweise liberalisiert wird.
Mehrere europäische Bahnunternehmen würden beispielsweise gerne Angebote für die Strecke zwischen Genf und Paris machen, sagte der SBB-Chef. Um einen zusätzlichen Zug durchzulassen, müsse aber ein Zug gestrichen werden.
Zudem werde auf EU-Ebene darüber nachgedacht, den internationalen Verkehr zu priorisieren, sagte Ducrot. Die Schweiz müsste das respektieren. Derzeit habe der nationale Taktverkehr in der Schweiz Priorität. Der internationale Verkehr komme an letzter Stelle, sagte Ducrot.
Importierte Verspätungen
Eine zusätzliche grosse Sorge sei das international unterschiedliche Pünktlichkeitsniveau, sagte der SBB-Chef. Es bestehe insbesondere die Gefahr, dass Verspätungen in die Schweiz importiert würden.
Wenn heute etwa ein deutscher Zug in Basel zu spät ankomme, fahre ein SBB-Reservezug ab. Sollte das künftig nicht mehr möglich sein, bedeute es nicht nur, dass sich der betreffende Zug verspäte. Das gesamte nationale System würde in Verzug gebracht.
Schweiz soll Hoheit über Trassen behalten
Im Rahmen der Gespräche über die künftigen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU wird über die Aktualisierung des bestehenden Landverkehrsabkommen verhandelt. Betroffen vom Landverkehrsabkommen ist sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr, wie aus einem am Montag veröffentlichten Faktenblatt des Bundesrats hervorging. Das aktualisierte Abkommen soll unter anderem die dynamische Rechtsübernahme regeln.
Neu würden ausländische Bahnunternehmen die Möglichkeit erhalten, internationale Verbindungen in die Schweiz anzubieten. Zudem soll die Schweiz die Hoheit über die Vergabe der Trassen behalten, forderte der Bundesrat. Umgekehrt sollen schweizerische Bahnen auch Züge ins Ausland anbieten dürfen.
(AWP)