«Wir haben Reaktionen erwartet, allerdings nicht in diesem Ausmass», sagte Vincent Ducrot in dem am Samstag veröffentlichten Gespräch. Die SBB hätten sich bei der Beschaffung «strikt» an das Gesetz gehalten, beteuerte er. «Die Steuerzahlenden sparen so auch Geld, weil der Wettbewerb spielt.»
Zwar habe der Unterschied der Offerten bezüglich des Kaufpreises der Züge nur 0,6 Prozent betragen. Der grosse Unterschied liege aber bei den Kosten für Betrieb und Unterhalt. «Das macht einen dreistelligen Millionenbetrag aus», so der Konzernchef.
Um wie viele Millionen das Angebot von Siemens unter jenem von Stadler lag, bezifferte er aber nicht. «Das darf ich wegen des laufenden Verfahrens nicht sagen. Nach Abschluss können wir mehr Details geben.»
«Diskussion ist verständlich»
Ducrot zeigte allerdings auch Verständnis für die generelle Forderung, Arbeitsplätze im Inland bei Bestellungen zu berücksichtigen - auch wenn dies nicht Teil des Beschaffungsgesetzes ist. «Ich kann die Forderung nachvollziehen, dass die Wertschöpfung in der Schweiz berücksichtigt werden soll, sofern damit ein Wettbewerb möglich ist», so der SBB-Chef. Die öffentliche Diskussion darüber sei verständlich.
Zu den Morddrohungen, die er nach der Entscheidung für Siemens erhalten hat, sagte er: «Die Bedrohungslage hat sich seit Corona leider verschärft, nach diesem Beschaffungsentscheid zeigte sich das extrem.» Generell brauche er heute oft Personenschutz.
Der 63-jährige Ducrot ist seit 2020 SBB-Chef. Zuvor war er unter anderem als Generaldirektor der Freiburgischen Verkehrsbetriebe tätig.
(AWP)
