cash: Herr Egger, die Schilthornbahn erzielte 2017 im 50-Jahr-Jubiläum Rekordfrequenzen. Hat der seit Ende Juli abgeschwächte Franken bereits eine Rolle gespielt in den gestiegenen Gästezahlen?

Christoph Egger: Die Abhängigkeit zum Euro hat bei uns vor allem im Wintersport einen Einfluss. In der Wintersaison 2016/17 spielte der Währungseinfluss demnach noch kaum eine Rolle. In der Wintersaison 2017/18 werden wir diesbezüglich aber zweifellos einen positiven "Impact" haben. Im ganzen europäischen Raum ist die Ferienstimmung besser geworden. Allerdings hat das Wintersportgeschäft in unserem Unternehmen und in unserer Region nicht einen dermassen grossen Anteil.

Können Sie den erwarteten positiven Einfluss der neuen Währungssituation in Zahlen fassen?

Das wird sicher nicht Millionen Franken mehr Umsatz generieren, sondern vielleicht ein Plus von einigen zehn- oder hunderttausend Franken. In anderen Worten: Das Umsatzplus wird wahrscheinlich im tiefen einstelligen Prozentbereich liegen.

Werden Sie für 2017 einen Rekordgewinn präsentieren?

Wir sind derzeit noch am Rechnen. Aber wenn Sie bei einer Bergbahn die Kosten einigermassen im Griff haben, dann ist der Umsatz ein guter Hinweis darauf, was man beim Gewinn erwarten kann. Ich wäre persönlich natürlich enttäuscht, wenn sich die positiven Vorgaben nicht in den Gewinnzahlen respektive im Cash Flow oder in der Ebitda-Marge niederschlügen.

Der Franken geht stramm Richtung 1,20 gegen den Euro. Trauen Sie dieser Abschwächung des Franken, die seit einem halben Jahr im Gang ist?

Unser Betrachtungshorizont in diesem Bereich erstreckt sich nicht bloss über Monate, und die Währungssituation ist für uns auch nicht existenziell wichtig. Wir haben schliesslich eine breite Diversifizierung bei der Gästestruktur. Klar, als der Euro schwach wurde, haben wir die Marktaktivitäten stärker in den asiatischen und amerikanischen Raum verlegt und intensiviert. Nun werden wir den europäischen Raum wieder stärker bearbeiten, der für uns eine grosse Bedeutung hat. 

Es hat traditionell viele deutsche und holländische Gäste in der Jungfrau-Region...

Ja, und historisch betrachtet ist auch Grossbritannien für uns ein wichtiger Markt. Dort haben wir unsere Marktaktivitäten nie reduziert. Marktanteile gewinnt man ja in den schwierigen Zeiten.

Wie ist die Schilthornbahn langfristig positioniert?

Wir sind sehr gut aufgestellt, da wir ein starkes und tendenziell auch wachsendendes Ausflugsgeschäft betreiben. Wir sind breit diversifiziert in den Märkten und auch nicht besonders abhängig vom Wintersport. Wir haben ein Produkt, das in den letzten Jahren immer attraktiver wurde. 

In der Schweiz haben Bergbahnen in tieferen und mittelhohen Regionen Schwierigkeiten, auf der anderen Seite geht es den Bahnen im Premiumbereich wie Jungfraubahn oder Schilthornbahn gut. Wir diese Schere weiter auseinander gehen?

Diese Schere wird sicher weiter aufgehen. Finanzschwache Unternehmen wurden in der Vergangenheit stark durch Steuergelder unterstützt. Und diese Unterstützung könnte in Zukunft eventuell wegfallen, wenn man die Budgetknappheit der öffentlichen Hand in Betracht zieht. Dann müssten einzelne Bahnen und Skigebiete schliessen. 

Die Aktie der Schilthornbahn wird ausserbörslich gehandelt. Der Kurs lag 2008 bei 1500 Franken, fiel dann 2014 leicht unter 1000 Franken, heute ist der Kurs wieder knapp über 1500 Franken. In den letzten zehn Jahren resultierte also kaum Rendite. Wieso sollte man Ihre Aktie haben?

Die Entwicklung beim Aktienkurs ist seit 2014 ist sehr positiv, sie geht einher mit einer Attraktivitätssteigerung des Produktes und einer Diversifizierung der Märkte. Wenn wir die Entwicklung so weiterziehen können, wird sie sich positiv auf die Gewinnzahlen auswirken. Insofern ist unsere Aktie ein attraktiver Kauf. Wenn man im Tourismus eine Aktie sucht, dann ist die Schilthornbahn-Aktie sicher einer der Titel, die ins Portfolio gehören. 

Sie vergassen zu erwähnen, dass es zusätzlich eine Naturaldividende in Form einer Gratisfahrt auf das Schilthorn gibt. Sie ist allerdings nur während der Woche der Generalversammlung gültig. Wieso nur dann?

Wäre die Karte das ganze Jahr gültig, wäre diese Gratisfahrt mehrwertsteuerpflichtig und würde entsprechend hohe Kosten auslösen. 

Der Grindelwaldner Christoph Egger (47) ist seit 2012 CEO der Schilthornbahn, die international bekannt wurde durch Aufnahmen zum James-Bond-Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" Ende der 60er Jahre. Zuvor war Egger Mitglied der Geschäftsleitung der Jungfraubahn und war bei der Davos-Parsenn-Bahn und bei Hotelplan Reisen tätig. Egger hat Betriebswirtschaft und Politologie studiert.