Beim Thema Sicherheit sprechen wir von einem zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt. Das umfasst auch die Schliesstechnik. Und die gilt als Paradedisziplin von Dormakaba, hervorgegangen aus dem Zusammenschluss von Kaba mit der deutschen Dorma.

Noch im Sommer 2017 galt die Aktie des Unternehmens aus Rümlang als Börsenüberflieger. Alleine zwischen August 2011 und Oktober 2017 erfuhr der Kurs der Dormakaba-Aktie mehr als eine Verdreifachung. Anleger waren zu diesem Zeitpunkt gar bereit, 1000 Franken oder mehr zu bezahlen.

Doch das war einmal. In den letzten Tagen fiel der Kurs der Aktie zeitweise gar auf unter 700 Franken. das sind 30 Prozent weniger als noch im letzten Oktober.

Eine Verkaufsempfehlung und eine Zahlenenttäuschung

Einen ersten Kursrückschlag musste die Aktie Mitte Dezember hinnehmen, als die UBS eine Verkaufsempfehlung aussprach. Die Grossbank warnte damals, dass den Minderheitsbeteiligungen der Dorma-Familienaktionäre an der Subholding bei der Bewertung von Dormakaba zu wenig Beachtung geschenkt werde. Dadurch würden die Bewertungsmodelle anderer Banken zu einem viel zu hohen Unternehmenswert führen (cash berichtete).

Ein weiterer Dämpfer für die Aktionäre folgte dann im März, als sich der Schliesstechnikspezialist nach einer enttäuschenden ersten Jahreshälfte zu einer Reduktion der Zielvorgaben für das Gesamtjahr gezwungen sah.

Kursentwicklung der Dormakaba-Aktie über die letzten zehn Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Auf das Geschäftsjahr 2017/18 (per Ende Juni) betrachtet, strebt Dormakaba seither ein organisches Umsatzwachstum von 3,5 Prozent an. Das ist eher mager für ein Wachstumsunternehmen.

UBS und Credit Suisse reduzieren ihre Gewinnschätzungen

Mittlerweile gibt es Anhaltspunkte, wonach das Tagesgeschäft auch in der zweiten Jahreshälfte enttäuschen könnte. Die Probleme scheinen noch immer dieselben wie in den ersten sechs Monaten: Die als margenstark geltende Region Nordamerika will nicht auf Touren kommen, was sich unter anderem mit ungünstigen Witterungsbedingungen erklären lässt. Gleichzeitig hat das Unternehmen hohe Investitionen in die IT-Infrastruktur sowie in den Markenaufbau zu stemmen. Das wiederum drückt auf den Gewinn.

In den letzten Tagen bekräftigte die UBS ihre Verkaufsempfehlung für die Dormakaba-Aktie. Nach einer Reduktion der Gewinnschätzungen um bis zu 3 Prozent liegt das 12-Monats-Kursziel neu bei 700 (zuvor 720) Franken (cash berichtete).

Auch die Credit Suisse sah sich Anfang diese Woche gezwungen, über die Bücher zu gehen. Sie reduzierte ihre Gewinnschätzungen um durchschnittlich 4 Prozent und kürzte das Kursziel auf 850 (zuvor 900) Franken. Angesichts des rechnerischen Aufwärtspotenzials von gut 20 Prozent überrascht es, dass die Credit Suisse die Aktie wie bis anhin nur mit "Neutral" einstuft.

Langfristige Wachstumsaussichten bleiben intakt

Die Gefahr, dass Dormakaba an der Jahresergebnispräsentation vom September mit einer weiteren Zahlenenttäuschung aufwartet, ist nicht zu unterschätzen. Mit dem Kursrückgang der letzten Wochen nimmt die Börse ein Vorbeischrammen an den firmeneigenen Zielvorgaben für das Geschäftsjahr 2017/18 jedoch weitestgehend vorweg.

Selbst auf den eher pessimistischen Schätzungen der UBS errechnet sich für das kommende Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19,5. Das ist im mehrjährigen Vergleich zwar noch immer eine ganze Menge, lässt sich mit den langfristig intakten Wachstumsaussichten allerdings durchaus rechtfertigen. Früher oder später dürften die hausgemachten Probleme der letzten Monate überstanden sein.

An einer hohen Rendite interessierte Anleger kommen bei der Dormakaba-Aktie hingegen nicht auf ihre Kosten. Die Dividendenrendite beträgt derzeit bloss 2,3 Prozent. Das lässt sich damit erklären, dass der Schliesstechnikspezialist in erster Linie ins zukünftige Wachstum investiert, wie das bei Wachstumsunternehmen eben der Fall ist.