"Angesichts des aktuellen Arbeitskräftemangels könnte man davon ausgehen, dass die Übertragung der Geldpolitik schwächer ausfällt als gewöhnlich", sagte sie der belgischen Zeitung "De Tijd" (Mittwochausgabe). Schnabel ergänzte, dass Kredite mit festen Zinssätzen überdies häufiger geworden seien und es daher möglicherweise länger als früher dauern werde, bis sich die Auswirkungen einer strafferen Geldpolitik bemerkbar machten.

Die volle Wirkung der Zinserhöhungsserie der Zentralbank beginnt sich laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde inzwischen zu entfalten. Die jüngste Analyse des EZB-Stabs deute darauf hin, dass sich die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung auf die Wirtschaft und die Inflation in den kommenden Jahren verstärken dürften, sagte die Französin jüngst vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments.

Die EZB hat die Schlüsselzinsen bereits sieben Mal in Folge um insgesamt 3,75 Prozentpunkte angehoben. Für die nächste Zinssitzung am 15. Juni in Frankfurt rechnen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte mit einer weiteren Erhöhung um einen viertel Prozentpunkt. Der am Finanzmarkt dabei massgebliche Einlagensatz, den die Banken für das Parken überschüssiger Gelder erhalten, würde dadurch von aktuell 3,25 Prozent auf dann 3,50 Prozent steigen. 

(Reuters)