Die Fondsmanager hatten darauf gesetzt, dass die japanische Zentralbank ihren Griff um den Markt für Nippon-Staatsanleihen lockern würde - zurecht, wie sich jetzt zeigte. Die Bank von Japan (BoJ) weitete das von ihr tolerierte Renditeband von 0,25 auf 0,5 Prozent aus.

"In den heutigen Tag sind wir mit Shortpositionen auf zehnjährige Japan-Staatsanleihen gegangen”, sagt Tom Nash, Portfoliomanager bei UBS in Sydney. Die Entscheidung der Zentralbank, einen Anstieg der Benchmark-Renditen zuzulassen, war sei "ein schönes Weihnachtsgeschenk" für die UBS gewesen.

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Die meisten Händler wurden von der Änderung der BoJ-Politik hingegen überrascht. Bei zehnjährigen Japan-Anleihen gab es einen Ausverkauf, der die Rendite auf den höchsten Stand seit 2015 trieb. Der Yen gewann mehr als 3 Prozent an Wert. Die Folgen des Kurswechsels könnten dazu führen, dass die Kreditkosten weltweit anziehen, da höhere Renditen japanisches Kapital nach Hause locken.

Am Markt war spekuliert worden, dass die BoJ die Renditen im Gleichschritt mit den Industrieländern steigen lassen müsse, um den Yen zu stützen, der im Oktober auf ein Drei-Dekaden-Tief gefallen war.

Die geldpolitische Überraschung in Tokio könnte das finale Ende der globalen Ära niedrigster Zinsen markieren. "Auch wenn es sich nur um eine kleine Verschiebung im Band handelt, der Geist ist aus der Flasche", sagt Russel Matthews, Portfoliomanager bei BlueBay Asset Management in London, im Interview mit Bloomberg TV. "Vorerst werden wir bei unseren Short-Positionen in japanischen Staatsanleihen bleiben."

Die Gewinner

Leerverkäufe von Japan-Staatspapieren erwiesen sich auch für Kelly Wood für profitabel. "Ich musste geduldig bleiben, aber ich wusste, dass es klappen würde", sagt die Vermögensverwalterin bei Schroders. "Der Markt wird die BoJ jetzt unter Druck setzen. Wir bauen unsere Short-Position aus und bauen unsere Position im Yen auf. Hier ist mehr zu erwarten und wir bleiben am Ball."

Auch Aktienivestoren wie Vikas Perschad von M&G Investments profitieren von der Entscheidung der japanischen Notenbank. In Erwartung eines Schwenks der BoJ hatte Pershad in diesem Monat japanische Exporteure zugunsten von Banken und Versicherungen verkauft. Der Schritt erwies sich als vorausschauend. Werte wie Mitsubishi UFJ Financial Group und Sumitomo Mitsui Financial Group waren am Dienstag in Asien stark gesucht, mit zeitweisen Kursanstiegen um mehr als 8 Prozent in der Folge.

"Dies ist etwas, das wir auf unserer Liste potenzieller Überraschungen für 2023 hatten, als wir mit Kunden sprachen", erklärte Pershad. "Die Wahrscheinlichkeit war hoch, das Timing war nun aber überraschend."

Riskante Wetten

Hohe Verluste machten indessen Anleger, die auf einen Wertverfall des Yen gesetzt haben. "Ein Leerverkauf des Yen ist wie Fugu im besten Sushi-Restaurant zu essen", sagte Calvin Yeoh, Portfoliomanager beim Hedgefonds Blue Edge Advisors Pte, dessen systematische Makrofonds Tage vor der Ankündigung der BoJ einige Yen-Short-Positionen abgedeckt hatten. "Meist ist es eine angenehme Zen-Erfahrung, doch hin und wieder gibt es eine Vergiftung, an der man erstickt."

Gegenüber der Presse betonte Notenbankchef Haruhiko Kuroda, die Anpassung der Geldpolitik stelle keine Straffung dar und signalisiere keinen Ausstieg aus der BoJ-Strategie der Zinskurvenkontrolle.

Einige wie Nash von UBS gehen dennoch davon aus, dass die Zentralbank in Tokio womöglich den Grundstein für einen weiteren Schritt legt. "Es fühlt sich eher wie ein Zwischenschritt an als das Ende der Geschichte", sagte Nash. "Wir werden das Jahr mit einer Inflation von fast 4 Prozent beenden, und die Stimmungslage in Bezug auf die Einschätzung, dass dies nur vorübergehend ist, hat sich in Japan deutlich gewandelt."

(Bloomberg/cash)