Keine andere Aktie des Swiss Market Index (SMI) war diese Woche so stark gefragt wie jene von Geberit: Sie stieg seit dem Handelsschluss am vergangenen Freitag um 5,2 Prozent auf 618 Franken (Stand: Freitagmittag). Im gleichen Zeitraum legte der Gesamtmarkt 0,2 Prozent zu; er schneidet damit 5 Prozentpunkte schwächer ab als die Valoren des Sanitärtechnikkonzerns aus Rapperswil-Jona.

Diese liefen auch besser als die Titel von Roche (plus 2,7 Prozent), Novartis (plus 2,4 Prozent) und Nestlé (plus 1,7 Prozent), welche auf den Rängen zwei bis vier der besten SMI-Werte folgen. Zurückgefallen sind hingegen Amrize (minus 3,7 Prozent), Lonza (minus 4,3 Prozent) und ABB (minus 5,3 Prozent).

In Fahrt kamen die Geberit-Aktien nach der Zahlenvorlage am Dienstag. Der Nettoumsatz stieg sowohl in den ersten neun Monaten als auch im dritten Quartal. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde angehoben. Das Management erwartet neu ein Nettoumsatzplus von «rund 4,5 Prozent» (zuvor: «rund 4 Prozent»); bei der EBITDA-Marge peilt das Unternehmen weiterhin «rund 29 Prozent» an, wie es mitteilte. 

Die EBITDA-Marge ging zwar um 0,6 Prozentpunkte auf 30,8 Prozent zurück. Grund dafür war allerdings ein Sondereffekt: Einmalkosten für die Schliessung eines Werks fielen an, wie Geberit erklärte. «Die operativen Margen sind weiterhin erstklassig», schrieb Alexander Koller, Analyst der Bank Vontobel. Trotz des schwierigen Umfelds im Wohnungsbau habe Geberit im dritten Quartal solide Ergebnisse erzielt. Die hohe Bewertung und die gute Aktienperformance seit Jahresbeginn schränkten das kurzfristige Potenzial jedoch ein, so der Experte weiter. Koller stuft Geberit weiterhin mit «Hold» bei einem Preisziel von 550 Franken ein, was auf einen 11-prozentigen Kursrückgang in den nächsten zwölf Monaten hindeutet.

Einen Schritt nach oben tat die zuständige Analystin von JPMorgan: Sie ging auf «Neutral» von «Underweight» und zog das Kursziel um 100 Franken auf 600 Franken hoch. Das Unternehmen habe im laufenden Jahr bislang besser abgeschnitten als erwartet. Als positiv wertete die Expertin auch die Anhebung der Umsatzprognose.

Derweil ist die Hochstufung durch die amerikanische Bank durchaus bemerkenswert. Sie nahm die Abdeckung von Geberit im Januar mit «Underweight» und einem Kursziel von 450 Franken auf. Das Rating blieb bis zur jüngsten Revision auf «Underweight», während das Preisziel im März um 45 Franken und im Mai um 5 Franken erhöht wurde. Die Anpassung um plus 100 Franken nach den Drittquartalszahlen ist demnach die bisher markanteste.

23 Prozent der Analysten stufen Geberit momentan mit «Buy» ein, weitere 36 Prozent sind für «Hold» und 41 Prozent vergeben ein «Sell»-Rating. Der Preiszielkonsens liegt bei 579 Franken und damit unter dem aktuellen Kurs. Gemessen daran müssen Anleger mit Verlusten rechnen, wenn sie die Aktie dennoch kaufen oder weiter halten.

Oder: Die Experten revidieren ihre Prognosen früher oder später nach oben, beispielsweise aufgrund eines anziehenden Geschäftsgangs. Die Aussichten für einen solchen sind positiv: Geberit macht rund 30 Prozent des Umsatzes in Deutschland. Entsprechend gut ist der Sanitärtechnikkonzern aufgestellt, um von den staatlichen Infrastrukturinvestitionen zu profitieren - obschon diese wohl erst längerfristig umsatzwirksam werden.

Reto Zanettin
Reto ZanettinMehr erfahren