Die Branche verwendet im Zusammenhang mit dem "Megatrend" Elektromobilität zwei Kürzel: BEV für "Battery Electric Vehicle" und HEV für "Hybrid Electric Vehicle", also Fahrzeuge mit einer Kombination von Elektro- und Verbrennungsantrieb. Gemäss Statistik betrug der Anteil der reinen Elektroautos in der Schweiz im vergangenen Jahr 1,2 Prozent, jener der Hybridfahrzeuge 0,8 Prozent.

Im weltgrössten Automarkt China beträgt der Marktanteil stromgetriebener Autos 2,7 Prozent, in Norwegen beispielsweise schon 40 Prozent. Auch wenn die Zahlen je nach Markt noch bescheiden und teilweile von staatlichen Fördermassnahmen beeinflusst sind: Elektro- und Hybridantriebe gewinnen Marktanteile. Dies nicht zuletzt, weil es Regierungen gibt, die Verbrennungsmotoren bewusst regulatorisch benachteiligen wollen.

Einer Studie von PWC zufolge könnte der Anteil von Benzin- und Dieselmotoren im Autobau bis 2030 auf 60 Prozent sinken. Die Folgen dieser Entwicklung verinnerlichen auch die Schweizer Autozulieferer: Der Industrieverband Swissmem zählt 315 Unternehmen, die auf die eine oder andere Weise Autohersteller beliefern. Dahinter stehen 9 Milliarden Franken Umsatz jährlich.

Für die wichtigsten Schweizer Autozulieferer sieht die Lage angesichts der wachsenden Bedeutung von Elektroautos wie folgt aus:

Autoneum

Aktienperformance 12 Monate: +18,8 Prozent

Das Winterthurer Unternehmen, hervorgegangen aus dem traditionsreichen Rieter-Konzern, ist ein reiner Autozulieferer und hat die meisten Autohersteller in Europa, Nordamerika und Asien als Kunden. Autoneum verkapselt Motoren gegen Lärm. Dazu sollen sie Wärme möglichst lange speichern können und gleichzeitig Hitze vom übrigen Auto fernhalten. Teppiche und Dämmmaterialien von Autoneum trennen den Passagierraum je nach dem vor Hitze oder Kälte sowie Lärmeinflüssen. Fahrzeugunterböden und Karosserieelemente verbessern zusätzlich zum Lärm- und Hitzeschutz die Aerodymamik von Autos.

Chancen und Risiken: Die Motorkapselungen gegen Hitze und Lärm baut Autoneum vor allem für Verbrennungsmotoren. Die Gefahr ist, dass ein Zulieferer damit an Wachstum einbüsst. Allerdings braucht es auch in Elektrofahrzeuge ein Wärme-Management, genauso wie Lärmschutz wegen Wind- und anderen Geräuschen. Autoneum kann sich diesbezüglich anpassen. Im Unternehmen nimmt man den Wandel jedenfalls sehr ernst. Konzernchef Martin Hirzel sprach am Investorentag im November von der E-Mobilität als "disruptiver Veränderung".

Aktuell sind Autoneum-Teile bei fünf Elektroautos (BMW i3, Chevrolet Bolt, Nissan Leaf, Renault Zoe und Mercedes B-Klasse) eingesetzt und zwar sowohl, je nach Modell, im Motorraum, in der Passagierzelle oder an der Karosserie. 2020 wird Autoneum nach eigenen Angaben bei E-Modellen von neun nicht näher genannten Herstellern Zulieferer sein.

Ems-Chemie

Aktienperformance 12 Monate: +37,4 Prozent

Die sehr stabilen Kunststoffteile – so genannte Hochleistungspolyamide - der Ems-Chemie werden im Innenraum, aber auch in Motoren von Autos verbaut. Sie sorgen für Gewichtsreduktionen und Festigkeit. Daneben befinden sich Ems-Komponenten in der Fahrzeug-Elektrik. Ems-Chemikalien wie Kleb- und Dichtungsstoffe werden im Karosseriebau eingesetzt.

Schliesslich befinden sich Ems-Systeme auch in den Auslösern von Airbags oder in Gurtstraffern an den Sitzen. Das von Madgalena Martullo geführte Unternehmen erwirtschaftet nach eigenen Angaben 50 Prozent des Umsatzes mit der Autoindustrie.

Chancen und Risiken: Das Autogeschäft der Ems-Chemie hat relativ wenig Bezug zum Antriebsstrang und ist damit nicht direkt vom Anteil des Verbrennungsmotors an der weltweiten Autoproduktion abhängig. Profitieren wird Ems weiterhin vom Trend zur Gewichtsreduktion, da das relativ hohe Gewicht der Batterien in Elektroautos ausgeglichen werden soll. Ein Plus ist klar auch die Diversifikation innerhalb der Autozulieferung.

Feintool

Aktienperformance 12 Monate: +4,2 Prozent

Bis zu 200 Feinschneid- und Umform-Teile befinden sich in einem Auto, beispielsweise im Motor, dem Getriebe oder dem Fahrwerk, aber auch in den Sicherheitssystemen. Das Lysser Unternehmen, das von Industrieinvestor Michael Pieper kontrolliert wird, baut solche Maschinen zum Feinschneiden und Umformen von Metall und stellt solche Teile auch selber her.

Chancen und Risiken: Die Abhängigkeit vom Automarkt beträgt bis zu 95 Prozent. Das Geschäftsmodell ist stark auf Verbrennungsmotoren ausgerichtet. "Würde der Verbrennungsmotor komplett wegfallen, wäre das ein Problem für Feintool“, sagt Alexander Koller, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank. Sollte sich statt des reinen Elektroautos aber der Hybrid-Antrieb durchsetzen, wäre dies gut für Feintool: Für so ein Fahrzeug braucht es sogar mehr Feintool-Teile als für ein traditionelles Auto.

Georg Fischer

Aktienperformance 12 Monate: +64 Prozent

Die Sparte GF Automotive liefert den Auto- und Lastwagenbauern Druckguss-Leichtbaukomponenten aus Aluminium, Magnesium und Eisen. Diese werden im Antrieb, dem Fahrwerk und der Karosserie von Fahrzeugen verbaut und tragen dazu bei, deren Gewicht zu reduzieren. GF Automotive trägt 37 Prozent (Stand: Ende Juni 2017) zum Umsatz der in Schaffhausem beheimateten Industriegruppe bei. Der Rest entfällt auf Rohrleitungssysteme und den Werkzeugmaschinenbau.

Chancen und Risiken: Vom Trend zum Leichtbau bei Autos profitiert GF Automotive schon seit langem. E-Mobilität gilt bei Georg Fischer indessen auch als Geschäftsfeld mit höherer Marge, deswegen will man das Portefeuille stärker darauf ausrichten. Verbunden werden diese Trends unter anderem durch Leichtgewichts-Batteriegehäuse für Elektro- oder Hybridautos oder Gehäuse für Elektromotoren. Gewichtseinsparung ist auch wichtig, wenn Reichweite von Elektroautos vergrössert werden soll.

Komax

Aktienperformance 12 Monate: +26,9 Prozent

Komax baut Maschinen für die Kabelverarbeitung. Diese kommen sowohl in den elektronischen Systemen von Autos zum Einsatz, also auch in der automatisierten Herstellung von Autos. Der Umsatzanteil der Autobranche liegt bei etwa 85 Prozent, nachdem Komax im vorletzten Jahr die Medizinaltechnik-Sparte verkauft hat.

Chancen und Risiken: Wenn ein Risiko besteht, dann vor allem die hohe Abhängigkeit von der Autobranche. Beim Trend zu Elektroautos indessen erfüllt Komax derzeit alle Bedürfnisse, wie Analyst Michal Lichvar von der Bank Vontobel sagt. Das Unternehmen ist führend im Bereich E-Mobilität. Ganz oder teilweise elektrisch betriebene Fahrzeuge benötigen robuste Hochspannungskabel, um Energie von den Batterien in den Antrieb zu leiten.

Gleichzeitig werden auch kompakte Kabel verlangt, um Gewicht zu reduzieren. "Solche Kabel sind einfacher mit einer Maschine zu fertigen als von Hand", sagt Lichvar. Diese Trends erklären zum Teil die derzeit sehr hohe Nachfrage bei Komax - das Unternehmen arbeitet an der Kapazitätsgrenze.