Nächste Woche beginnt die Berichterstattung der Unternehmen für das dritte Quartal. Die Zahlen werden auch darüber entscheiden, ob der Schweizer Aktienmarkt zu einem Jahresendspurt ansetzen kann. Den Auftakt macht am Montag der Laborausrüster Tecan, gefolgt von Givaudan und Bossard am Dienstag, Cicor und Sulzer am Mittwoch sowie, nebst anderen, den SMI-Unternehmen Nestlé und ABB am Donnerstag.

Unter den Verwaltern von Schweizer Aktienfonds macht sich mit Blick auf die Unternehmensergebnisse und die Börsenentwicklung bis Ende Jahr verhaltener Optimismus breit. So bei Johan Utterman, Leiter European Core Equities bei Lombard Odier IM. Die Unternehmensgewinne im zweiten Quartal fielen besser aus als erwartet, begründet er seine Haltung. Darüber hinaus habe sich der Lärm um die Zölle gelegt. «Jede Einigung zur Senkung der Schweizer Zölle wäre natürlich willkommen», fügt Utterman in seiner Stellungnahme für cash.ch an.

Die US-Notenbank werde voraussichtlich die Zinsen zudem erneut senken, was die Aktienbewertungen stütze. Utterman verweist dabei auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16,7 des MSCI Switzerland, was einem Abschlag von 2 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen 10-Jahres-Multiple entspreche.

Eine Spur optimistischer ist Stephan Sola von Sola Capital in Zürich. Der Zollhammer der US-Regierung sorge zwar für massive Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung, gerade für kleine und mittelgrosse Schweizer Unternehmen. «Viele Investoren suchten daher Zuflucht in den SMI-Werten, die vorerst weniger stark von den höheren Tarifen betroffen scheinen», schreibt Sola.

Der Anlageexperte geht jedoch von einem starken Jahresende aus. «Saisonal zählen Oktober, November und Dezember zu den stärkeren Monaten, es ist ein positiver Bias erkennbar.» Denn viele Marktteilnehmer sähen für 2026 endlich den europäischen Aufschwung, entsprechend wollten viele Investoren für den Jahresbeginn positioniert sein.

Bewegungen im Aktienmarkt lassen teilweises «Stock Picking» zu

Bis Ende Jahr ist Marc Strub, mit einer Portion Skepsis, «vorsichtig optimistisch». Der Leiter Portfolio Management bei Reichmuth & Co Privatbankiers in Luzern erwartet keine breite Rallye an der Börse. Er geht davon aus, dass der Schweizer Aktienmarkt auch im Schlussquartal 2025 wegen zahlreichen Einflussfaktoren volatil bleiben wird.

Insbesondere die Unsicherheiten rund um die US-Zollpolitik würden exportorientierte Unternehmen und zyklische Nebenwerte weiter belasten. «Der starke Franken wirkt als zusätzlicher Gegenwind, da er die Wettbewerbsfähigkeit schmälert und die Margen vieler Exporteure unter Druck setzt», meint Strub.

Gleichzeitig seien aber auch positive Tendenzen auszumachen: In Europa liessen die Inflationssorgen nach, geld- und fiskalpolitische Impulse wirkten zudem unterstützend. Erste Frühindikatoren wie etwa im Bausektor oder bei den Auftragseingängen der Industrie deuteten auf eine allmähliche Stabilisierung hin, so Strub.

«Die defensive Ausrichtung des Schweizer Marktes, die hohe Qualität der Unternehmen und die solide Bilanzstruktur vieler Titel bieten in diesem Umfeld einen gewissen Schutz.» Rücksetzer werden von ihm selektiv ausgenützt, um Positionen in Qualitätsunternehmen auszubauen, so Strub.

Eher zurückhaltend mit Blick auf das Jahresende ist Patrick Hasler, Fondsmanager Schweizer Aktien bei der Migros Bank. Die Bewegungen im Aktienmarkt liessen zwar zumindest ein teilweises «Stock Picking» zu, Hasler neigt aber weiterhin zu einer neutralen Positionierung.

Aufgrund der Verwerfungen politischer Natur und der massiv vorgezogenen Lagerbildung in den USA «gebe ich mich hier demütig und wage keine abschliessende Beurteilung über Inflation und Konjunkturausblick», so Hasler, der diesbezüglich «keinen Ökonomen um seinen Job» beneidet.

Daniel Hügli
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