Der Schweizer Börse steht eine weitere mit Unternehmensergebnissen vollbepackte Woche bevor. Mehr als 30 Publikumsgesellschaften werden ab Montag ihren Jahresabschluss vorlegen. Einmal mehr sind es mehrheitlich Firmen aus der zweiten Linie. Die Zahlenkränze dürften deshalb vor allem bei den Aktien der jeweiligen Firmen grössere Kursausschläge nach sich ziehen, den Swiss Market Index (SMI) vermutlich aber nur am Rande tangieren.

Mit Spannung wird vor allem das Jahresergebnis von LafargeHolcim erwartet. Schon seit Wochen wird an der Börse gerätselt, wie sich der führende Zementhersteller geschlagen hat. Denn durch den Zusammenschluss von Holcim mit der französischen Lafarge hat die Abhängigkeit von den Schwellenländern noch zugenommen. Die Situation ist dort alles andere als einfach.

Milde Witterungsbedingungen in Europa

Bereits bekannt sind die Absatzzahlen der beiden indischen Tochtergesellschaften Ambuja Cement und ACC. Beide lieferten im vierten Quartal mehr Zement als erwartet aus. Gut möglich, dass viele Analysten mit ihren teils einschneidenden Gewinnschätzungsreduktionen zu weit gegangen sind. Auf ein nicht ganz so negatives Schlussquartal lässt auch das vergleichsweise milde Wetter in Europa hoffen. Dieses könnte den Zementabsatz in Schlüsselmärkten wie Deutschland oder Frankreich beschleunigt haben.

Im Jahresvergleich gehen Analysten auf Konzernebene von einem Umsatzrückgang um 7 Prozent auf 7,44 Milliarden Franken aus. Der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) dürfte sich sogar um 14 Prozent auf 1,47 Milliarden Franken zurückgebildet haben. Neben der Geschäftsentwicklung liegt das Hauptaugenmerk auf der Nettoverschuldung, gilt der Weltmarktführer doch als eher hoch verschuldet. Wie auch immer die Zahlen ausfallen, grössere Kursausschläge sind der schon seit Wochen von starken Stimmungsschwankungen begleiteten Aktie so gut wie sicher.

Jahresberichterstattung bei den SMI-Firmen nahezu abgeschlossen

LafargeHolcim ist nicht der einzige Vertreter aus dem SMI und nicht das einzige Unternehmen mit einem hohen Ergebnisbeitrag aus den Schwellenländern, welches nächste Woche das Resultat vorlegt.

Schon einen Tag früher wird mit Geberit ein weiterer Vertreter aus dem SMI über die Gewinnentwicklung im vergangenen Jahr zu berichten wissen. Der Umsatz ist bereits seit mehreren Wochen bekannt. Dank der erstmaligen Konsolidierung von Sanitec stieg dieser um 24 Prozent auf 2,59 Milliarden Franken.

Einmalige Kosten im Zusammenhang mit der Integration der skandinavischen Firma dürften Analysten zufolge zu einem Rückgang des operativen Gewinns (EBITDA) um 3 Prozent auf 640 Millionen Franken geführt haben. Beim Reingewinn wird im Jahresvergleich sogar mit einem satten Minus von 16 Prozent auf 419 Millionen Franken gerechnet.

Dufry und Rieter mit Signalwirkung

Da Geberit einen Grossteil des Jahresumsatzes und des Gewinns in Europa erzielt, sollten auch hier die vergleichsweise milden Witterungsbedingungen geholfen haben.

Was Anhaltspunkte in Bezug auf die Situation in den Schwellenländern anbetrifft, richten sich die Blicke auf Dufry. Dem Betreiber von Zollfreiverkaufsstellen aus Basel bläst schon seit Monaten ein eiskalter Wind ins Gesicht. Der Schlüsselmarkt Brasilien befindet sich inmitten einer wirtschaftlichen Rezession und in Russland drückt der schwache Rubel auf die Kaufkraft dortiger Konsumenten.

Unter erstmaliger Konsolidierung der beiden Grossübernahmen World Duty Free und Nuance dürfte der Gruppenumsatz im letzten Jahr um 45 Prozent auf 6,08 Milliarden Franken gestiegen sein, so die Schätzung von Analysten. Aufgrund von Integrationskosten und anderer einmaliger Aufwendungen wird mit einem Jahresverlust von 38 Millionen Franken gerechnet.

Wichtiger als der Zahlenkranz selber ist der Ausblick. Nach einem verhaltenen ersten Quartal sollten im weiteren Jahresverlauf vermehrt Synergien im Zusammenhang mit den beiden Grossübernahmen einsetzen. Vorsichtige Aussagen könnten der alleine in den letzten zwei Wochen um knapp 7 Prozent festeren Aktie spürbar zusetzen. Diese ist aufgrund ihrer starken Kursausschläge gerade bei Händlern sehr beliebt.

Als Textilmaschinenhersteller erzielt auch Rieter einen Grossteil des Umsatzes und Gewinns in den Schwellenländern. Bereits im Januar wartete das Unternehmen mit überzeugenden Umsatz- und Auftragszahlen für das vergangene Jahr auf. Nun liefert es Angaben zur Gewinnentwicklung nach. Analysten prognostizieren einen um 17 Prozent rückläufigen operativen Gewinn (EBIT) von 70 Millionen Franken sowie einen im Jahresvergleich um 13 Prozent tieferen Reingewinn von 46 Millionen Franken.

Nicht zuletzt der Ausblick wird darüber entscheiden, ob die Rieter-Aktie den Anstieg der letzten Wochen ungebremst fortsetzen kann. Trotz Schwellenländerturbulenzen notiert diese auf dem höchsten Stand seit September 2014.

Von den Resultaten von Dufry, LafargeHolcim und Rieter erhofft man sich an der Schweizer Börse wichtige Anhaltspunkte auf die Situation in den aufstrebenden Regionen Asiens und Südamerikas. Denn nach wachstumsreichen Jahren sind die Schwellenländer für hiesige Grossunternehmen im Zuge einer Wachstumsverlangsamung und Währungsturbulenzen in den vergangenen Monaten zu einer Belastung geworden.