Der Franken erreicht am Dienstagmorgen zum Euro einen Wert von 0,9211. Bereits am Montag wurde im Handelsverlauf eine Marke von 0,9215 erzielt. Damit steht der Franken bei Rekordniveaus gegenüber der Europäischen Gemeinschaftswährung - die kurzfristigen und heftigen Kursausschläge bei der Aufhebung der Kursuntergrenze von 2015 einmal ausgenommen.

Zuletzt trugen die Entwicklungen in der Eurozone zur Franken-Aufwertung bei. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte die Kreditwürdigkeit von Frankreich von «AA-» auf «A+» abgestuft. Obwohl zuletzt ein Entwurf für den Haushalt eingebracht wurde, bleibe die Unsicherheit bestehen. Durch die schlechtere Bewertung kann die Zinslast bei neu auszugebenden Staatsanleihen steigen. 

Daten der Depository Trust & Clearing Corporation zeigen laut Bloomberg, dass die Euro-Schweizer-Franken-Volumina am Freitag ihren höchsten Stand seit August erreichten. Die Prämie für Franken-Optionen ist auf ein Niveau zurückgekehrt, das zuletzt im Juni erreicht wurde.

Mit der Franken-Aufwertung stellt sich auch wieder die Frage nach Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Denn Strafzinsen können die Nachfrage nach der Schweizer Währung eindämmen. Experten hatten die Erwartung an einen weiteren Zinsschritt in den negativen Bereich durch die SNB weitgehend aufgegeben. Die Leitzinsen in der Schweiz stehen bei 0 Prozent.

Die Erwartungen der Experten sind auf die Statements der SNB zurückzuführen. Die Hürde für Negativzinsen, wie sie in der Schweiz zwischen Dezember 2014 und September 2022 galten, ist für SNB hoch. Nationalbank-Präsident Martin Schlegel wiederholte anlässlich der letzten geldpolitischen Lageorientierung Ende September diesbezügliche frühere Aussagen. «Negativzinsen können Herausforderungen für Akteure der Schweizer Wirtschaft haben», so Schlegel. Ein Schritt hin zu Negativzinsen stelle eine höhere Hürde als bei normalen Zinssenkungen.

SNB-Interventionen vor Negativzinsen

Analysten der Danske Bank nehmen demzufolge an, dass die SNB zur Bekämpfung der Frankenstärke erst zu Marktinterventionen schreitet und Euros kauft, bevor sie negative Zinsen in Erwägung zieht. Davon geht auch der Marktkonsens aus.

Jean Dalbard von Bloomberg Economics sagte allerdings schon vor Wochenfrist, dass die Devisenmärkte die SNB letztlich noch zum Umdenken zwingen könnten. «Die Auswirkungen eines starken Schweizer Frankens auf die Inlandspreise und die Wachstumsbeeinträchtigung durch höher als erwartete US-Zölle sind die Hauptrisiken für die SNB», meinte der Bloomberg-Ökonom. Er erwartet deshalb, dass die SNB die Zinsen im Dezember senken wird, sofern die Währung stark bleibt.

Am Donnerstag wird die SNB im Nachgang ihrer Sitzung von Ende September erstmals eine Zusammenfassung ihrer geldpolitischen Diskussionen veröffentlichen. Mit dem öffentlichen Einblick in den Entscheidungsprozess ziele die SNB vermutlich auch auf eine höhere Akzeptanz erneuter Negativzinsen ab, meinte jüngst Thomas Rühl, Anlagechef der Schwyzer Kantonalbank (mehr hier).

Auch Rühl ist einer, der SNB-Negativzinsen nicht ausschliesst, da der US-Zollhammer das Schweizer Wachstum bremse. Das dürfte die Inflation weiter dämpfen und das Risiko einer Deflation erhöhen. «Aus diesem Grund halten wir die Wahrscheinlichkeit für ein Comeback der Negativzinsen hoch», so Rühl.

Daniel Hügli
Daniel HügliMehr erfahren