Der Franken setzt seinen Höhenflug am Donnerstag fort. Gegen den Dollar steigt die Schweizer Währung bis auf 86,16 Rappen, gegen den Euro bis auf 96,23 Rappen. So fest hat die Schweizer Währung gegen den Euro seit September 2022 nicht mehr notiert.

Gegenüber dem Dollar steht der Franken sogar auf den höchsten Stand seit über acht Jahren, nachdem ein schwächer als erwartet ausgefallener US-Inflationsdruck am Mittwoch den "Greenback" belastete. Als Folge davon gewann der Franken am Mittwochnachmittag 1,5 Prozent gegen den Dollar und erreichte damit ein Niveau, das zuletzt im Januar 2015 erreicht wurde.

Damals hatte die Schweizerische Nationalbank gerade ihre dreijährige Politik der Kursuntergrenze zum Euro abgeschafft, was zu einer Rallye im Franken führte. Die Schweizer Währung – sowohl ein Zufluchtsort als auch eine Finanzierungswährung für Carry Trades – befindet sich seit Ende letzten Jahres auf einem Aufwärtstrend, da der Markt davon ausgeht, dass sich die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und den USA weiter verringern wird.

Die SNB hat die Zinsen im aktuellen Straffungszyklus um 250 Basispunkte auf 1,75 Prozent angehoben und starke Signale gesendet, dass es bei der nächsten geplanten SNB-Sitzung im September zu einer weiteren Erhöhung kommen wird.

"Die starke Korrektur der Zinssätze in den Industrieländern nach den Fehlschätzungen bei den US-Konsumentenpreisen lässt die Aussichten steigen, dass der endgültige SNB-Zinssatz möglicherweise nicht so weit hinterherhinkt wie zunächst angenommen“, sagte Alexandre Dolci, Devisenstratege bei Credit Agricole.

Der Franken ist in diesem Jahr gegenüber dem Dollar um rund 7 Prozent und gegenüber dem Euro um rund 3 Prozent gestiegen. Er ist damit die Währung mit der zweitbesten Wertentwicklung der führenden Industrienationen.

Die SNB verkauft Devisen als Teil ihrer Bemühungen, die Inflation abzukühlen, die ihrer Meinung nach sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr durchschnittlich 2,2 Prozent betragen und damit über der angestrebten Obergrenze von 2 Prozent liegen wird. Auf der letzten politischen Sitzung sagten die SNB-Verantwortlichen, dass sie "im Falle eines übermässigen Aufwertungsdrucks auf den Schweizer Franken weiterhin bereit sind, Fremdwährungen zu kaufen", stellten jedoch auch fest, dass der Schwerpunkt im aktuellen Umfeld immer noch auf dem Verkauf liege.

SNB-Vizepräsident Martin Schlegel sagte letzte Woche, dass zusätzliche Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung die Finanzstabilität nicht gefährden. 

Wie die Devisenexperten der Valiant Bank schreiben, ist der Dollar am Vortag in Reaktion auf die US-Inflationsdaten deutlich unter die Marke von 0,8750 Franken abgerutscht. Sollte es nicht rasch zu einer Erholung über diese Marke kommen, sei mittelfristig mit Tests der beiden letzten Tiefpunkte von 0,74 Franken (Aufgabe der Mindestkursgrenze 2015) und 0,70 Franken (US-Schuldenstreit 2011) zu rechnen.

Die UBS sieht die US-Devise Ende Jahr bei 0,85 Franken und im Juni 2024 bei 0,83 Franken. Bis zum Jahr 2030 könnte der US-Dollar laut den Auguren der Grossbank gar auf 60 bis 70 Rappen sinken.

(Bloomberg/cash/AWP)