Strategen von JPMorgan Chase und Bank of New York Mellon (BNY) gehen davon aus, dass der Franken im weiteren Jahresverlauf wieder auf ein Niveau von 2015 - zwischen 0,92 und 0,90 pro Euro - zurückkehren wird, sofern die Schweizerische Nationalbank die Zinsen nicht mutiger senkt oder erheblich interveniert. Dem steht eine mittlere Prognose von 0,95 der von Bloomberg befragten Analysten gegenüber.
Der Franken dürfte sich besser entwickelt als andere Währungen, da die SNB die Zinsen bis Mitte 2025 um etwa 60 Basispunkte senken wird, deutlich weniger als die 150 Basispunkte, die von der Europäischen Zentralbank erwartet werden. "Die SNB zieht es vor, den Leitzins weiter zu senken, bevor sie zu erheblichen Devisenkäufen greift", sagte Meera Chandan, Co-Leiterin der globalen Devisenstrategie bei JPMorgan, die den Franken bis Jahresende bei 0,90 zum Euro erwartet.
Der Anstieg des Frankens verteuert die Exporte des Landes und senkt die Kosten für Importe zu einem Zeitpunkt, an dem die Inflation bereits deutlich im Zielbereich der SNB liegt - und nahe einem Dreijahrestief. Schweizer Exporteure haben die SNB aufgefordert, "schnell zu handeln". Nachdem die SNB am Donnerstag ihre dritte Zinssenkung in diesem Jahr vorgenommen und den Leitzins auf 1 Prozent gesenkt hatte, warnte sie, dass sie die Zinsen noch weiter senken könnte, um die Stärke der Währung zu drosseln.
Für Geoff Yu, leitender Stratege bei der BNY, wäre es für die SNB nur dann sinnvoll, den Franken direkt zu verkaufen, wenn sie die Zinsen auf null gesenkt haben. "Andernfalls ist es verlorene Munition", sagte Yu. Er geht davon aus, dass der Franken in diesem Jahr auf 0,92 zum Euro steigen wird, was grösstenteils auf die Schwäche der Gemeinschaftswährung zurückzuführen ist.
In der Zwischenzeit wird die SNB wahrscheinlich dazu übergehen, die Währung schlecht zu reden, obwohl Strategen sagen, dass verbale Interventionen nicht ausreichen werden, um den langfristigen Aufwärtstrend des Frankens zu brechen. "Die Wirkung von herabgesetzten Währungen lässt tendenziell nach, wenn nicht tatsächlich interveniert wird", sagte Jane Foley, Leiterin der Devisenstrategie bei der Rabobank. "In den kommenden Wochen könnte es also zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen der SNB und dem Markt kommen."
(Bloomberg/cash)
2 Kommentare
Ein starkes Land hat eine starke Währung! Die ganze Bevölkerung profitiert davon. Alleine schon über den Import von Energie, Öl, Gas, Rohstoffe. Die Schweiz hat keine Bodenschätze, muss alles importieren. Auch die ewig jammernde Exportindustrie, importiert ihre benötigten Rohstoffe und profitiert damit! Dies macht den Nachteil beim Export ihrer Produkte zwar nicht wett, aber das Gütesiegel Schweizer Qualität zieht trotz höheren Preisen! Die Schweizer Industrie braucht wieder staubtrockene Führungskräfte. Direktoren und Direktorinnen! (Ohne lächerliche Quoten) Nicht alglatte, schleimige, geldgierige Manager aus dem angelsächsischen Raum. Dort liegen die Probleme der Schweizer Exportindustrie!
Die Kaufkraftparität ist der KPI, gegen der sich der Wechselkurs ausrichten wird. Den CHF nachhaltig in eine andere Richtung drücken zu wollen, gerade gegen die grossen Währungsräume Dollar und Euro, ist wie unter einen Wasserfall zu stehen und mit den Händen Wasser aufhalten zu wollen. Der starke Franken ist das Ergebnis hohen Wirtschaftswachstums und hoher Stabilität. Der Export-Industrie bleibt nur eines, und zwar das, was sie seit Jahren erfolgreich tut: Qualitativ hochwertige Produkte in Nischenmärkten mit hoher Wertschöpfung anzubieten und dabei permanent die Arbeitsproduktivität zu erhöhen. Auf diese Weise haben wir den Niedergang des Euro und des USD bis heute sehr gut verdaut und werden das auch weiter tun. Es ist Aufgabe des Staates hierfür geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen - Bildung, Infrastruktur, Verkehr, Lebensqualität, Steuern, Stabilität, tiefe regulatorische Hürden, etc. Dann wird das auch weiterhin klappen.