Aktien sind ein bedeutender Teil der Portfolios von Schweizer Pensionskassen. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich allerdings ein gewisses Klumpenrisiko in den Anlagen: Die Aktienportfolios der Vorsorgeeinrichtungen bestehen im Schnitt zu rund einem Viertel aus den Schwergewichten des Swiss Market Index (SMI) sowie aus wichtigen globalen Aktien, insbesondere aus amerikanischen Technologiewerten. Das ergab eine kürzlich erschienene Erhebung des Beratungsunternehmens PPCMetrics.

Demnach ist bei den globalen Aktien die US-Grösse Nvidia am prominentesten vertreten, dies mit einem Anteil von 2,7 Prozent an den Aktienanlagen der Vorsorgeeinrichtungen. Es folgen Microsoft (2,5 Prozent), Apple (2,2 Prozent), Amazon (1,5 Prozent) und Meta (1,1 Prozent).

Nestlé ist die am höchsten gewichtete SMI-Aktie in den Depots der Vorsorgeeinrichtungen, und zwar mit einem Anteil von 4,3 Prozent an den Aktienanlagen einer durchschnittlichen Pensionskasse. Novartis (4,0 Prozent), Roche (3,8 Prozent), Zurich Insurance (1,7 Prozent) und UBS (1,7 Prozent) folgen als ebenfalls stark vertretene Titel des hiesigen Leitindex.

Auch über alle Anlageklassen - von Liquidität bis Immobilien - hinweg ist eine hohe Gewichtung des Schweizer Aktienmarktes feststellbar. Die typische Anlagestrategie der Pensionskassen weist einheimischen Aktien eine Quote von 10,5 Prozent des Gesamtvermögens zu. Einen knapp 21-prozentiger Anteil machen globale Aktien aus.

«Home Bias» nicht zwingend ein Problem

Eine solche proportionale Übergewichtung des Schweizer Marktes wird auch als «Home Bias» bezeichnet - ein Phänomen, das auch unter Privatanlegern verbreitet und aus anderen Ländern bekannt ist. Damit gehe «ein gewisses Konzentrationsrisiko» einher, schreiben die Experten der PPCMetrics-Studie, die unter dem Titel «Pensionskassen-Jahrbuch 2025» erschienen ist. Solche Konzentrationsrisiken hätten sowohl bei den Einzeltiteln als auch bei den Regionen zugenommen, wobei insbesondere die Vereinigten Staaten als Region stärker in den Fokus gerückt sei.

Wie Luzius Neubert von PPCMetrics im Gespräch mit cash.ch sagt, ist der Home Bias nicht zwingend ein Problem. Doch er mache sich bemerkbar, wenn eine Aktie oder ein Sektor mit hohem Gewicht schlecht laufe.

«Die so geminderte Anlagerendite wirkt sich im Extremfall negativ auf die Leistungsseite der Pensionskasse aus - auf die Verzinsung und den Umwandlungssatz etwa.» Auch der Deckungsgrad könne fallen und zu einer Reduktion der Wertschwankungsreserven führen. Damit sind sowohl die Pensionskassen respektive deren finanzielle Lage als auch die Versicherten von den negativen Folgen einer Übergewichtung einzelner Werte tangiert.

Anschaulich wird dies am Beispiel von Nestlé. Die Aktie des Lebensmittelkonzerns, die besonders stark in den Pensionskassenportfolios vertreten ist, hat seit Anfang 2022 einen rund 42-prozentigen Kursverlust eingefahren.

Freilich gilt auch das Umgekehrte: «Eine starke Performance der hoch gewichteten Aktien hilft den Pensionskassen», erklärt Neubert.

Stoff dazu liefert Novartis. Auch die Aktien des Pharmakonzerns gehören zu den Top-Positionen in den Portfolios der Vorsorgeeinrichtungen. Im Gegensatz zu den Valoren von Nestlé haben sie seit Anfang 2022 aber zirka 34 Prozent zugelegt und damit den Gesamtmarkt gemessen am SMI klar übertroffen.

Auch Schweizer Immobilien sind übergewichtet

Laut der Studie ist der Home Bias der Pensionskassen bei Immobilien noch ausgeprägter als bei Aktien. Schweizer Immobilien machen zirka 22 Prozent des Gesamtvermögens aus, ausländische Immobilien kommen auf einen Anteil von 3 Prozent.

Allerdings, so schreiben die Experten, legten die Vorsorgeeinrichtungen ihr Vermögen durchaus diversifiziert an - trotz der Schwerpunkte auf SMI-Grössen, US-Techriesen und einheimischen Immobilien. «Sie berücksichtigen zahlreiche Anlagekategorien und innerhalb dieser eine Vielzahl von Einzelpositionen», heisst es in der Untersuchung. Die folgende Tabelle zeigt die Anlagestrategie einer typischen Pensionskasse.

Anlageklasse Gewichtung
Liquidität 2,0 %
Obligationen Franken 24,2 %
Obligationen Fremdwährungen  11,9 %
Aktien Schweiz 10,5 %
Aktien Welt 20,9 %
Immobilien, Infrastruktur & Alternative Anlagen 30,6 %

Tabelle: Durchschnittliche Anlagestrategie von Schweizer Pensionskassen per Ende 2024. Quelle: PPCMetrics.

Laut Neubert gibt es überdies gute Gründe, nicht gegen den Gesamtmarkt zu investieren - sprich: Es ist ratsam, nicht eine markant andere Gewichtung, als sie der Markt vorgibt, vorzunehmen. Denn damit würden die Pensionskassen «eine Underperformance riskieren, die kaum zu rechtfertigen wäre».

Indes: «Im Anlageprozess sollten Konzentrationsrisiken systematisch analysiert und diskutiert werden», schliessen die Autoren des «Pensionskassen-Jahrbuchs 2025».

Reto Zanettin
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