Die Schweizer Wirtschaft dürfte widerstandsfähig genug sein, um den Schock der US-Zölle in den kommenden zwölf Monaten weitgehend zu verkraften. Zu diesem Schluss kommt eine Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen. Die Experten haben ihre Prognosen für das jährliche Wachstum – bereinigt um grosse Sportereignisse – nur minimal nach unten korrigiert: Für 2025 und 2026 senken sie die Erwartungen jeweils um 0,1 Prozentpunkte. Im Median rechnen acht Befragte nun mit einem Wachstum von 1,4 Prozent im Jahr 2025 und 1,1 Prozent im Jahr 2026. 

Kurzfristig erwarten die Ökonomen allerdings eine Schwächephase. Der Jahresbeginn war noch von starkem Wachstum geprägt – ein Effekt der vorgezogenen Exporte, um möglichen weltweiten Strafzöllen unter US-Präsident Donald Trump zuvorzukommen. Die für Freitag erwarteten Zahlen werden voraussichtlich ein leichtes Minus im zweiten Quartal zeigen, bevor gegen Jahresende eine Erholung einsetzen dürfte. «Wir glauben nicht, dass es in der Schweiz zu einer Rezession kommen wird», sagt Jean Dalbard von Bloomberg Economics. «Die Wirtschaft brummt nicht, aber sie wächst weiterhin.» 

Schweizer Unternehmen müssen einen US-Zollsatz von 39 Prozent verdauen – den höchsten Wert unter den Industrieländern. Die Abgabe ist inzwischen in Kraft, doch die Schweiz bemüht sich weiterhin um eine Einigung mit Washington. Es besteht also die Hoffnung, dass sich an den Zöllen noch etwas ändert. Gleichzeitig hat Trump auch damit gedroht, Importe von Medikamenten mit Abgaben zu belegen – ein weiterer möglicher Schock für die Schweizer Wirtschaft. 

In der Schweiz seien in den kommenden Monaten massive Arbeitsplatzverluste nahezu unausweichlich, wenn es keine schnelle Lösung im Zollkonflikt mit den USA gibt, schrieb Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, am Freitag. «Klar ist: Viele Schweizer Industrieunternehmen würden durch die US-Zölle ihre Wettbewerbsfähigkeit verlieren und die Produktion in Nachbarländer in die EU verlagern.» 

Sollten die Zölle dauerhaft auf diesem hohen Niveau bleiben, steigt laut Junius auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweizerische Nationalbank erneut zu negativen Zinsen greift. Bereits im Juni hatte sie den Leitzins auf null gesenkt. Die Mehrheit der befragten Experten geht laut Umfrage weiterhin davon aus, dass der Leitzins der Nationalbank bis Ende 2027 bei null bleiben wird. Diese Einschätzung hat sich seit der Einführung der Zölle in der vergangenen Woche nicht verändert.

(Bloomberg)