In der Nacht zum Dienstag seien ganze Strassenzüge dem Erdboden gleichgemacht worden. Bewohner der Gegend seien in Panik geraten. Nahezu ununterbrochene Luftangriffe und Panzerbeschuss wurden auch aus den zentralen und südlichen Gebieten gemeldet. Die israelische Armee bezeichnete ihre Angriffe als «gezielt und präzise». Die radikal-islamische Hamas rief dazu auf, den Druck auf Israel an allen Fronten zu erhöhen.

Das Bombardement am Dienstag erfolgte, nachdem es zuvor in zwei südlichen israelischen Grenzstädten Raketenalarm gegeben hatte. Der bewaffnete Flügel des Islamischen Dschihad, einer mit der Hamas verbündeten Gruppe, bekannte sich zu Angriffen auf Sderot und Nir Am und erklärte, die Kämpfer seien auch nach fast 200 Tagen Krieg noch in der Lage, Raketen abzuschiessen.

Israel fordert Einwohner in Teilen des nördlichen Gazastreifens zum Verlassen der Gebiete auf. Von Evakuierungen ist der Bereich um die Ortschaft Beit Lahia betroffen. Das Gebiet sei eine «gefährliche Kampfzone», sagte ein Sprecher Armee. Das Militär werde «mit äusserster Härte gegen terroristische Infrastrukturen und subversive Elemente» vorgehen. Der erneute Beschuss des Gebiets erfolgt fast vier Monate nach der Ankündigung Israels, seine Truppen dort abzuziehen, da die Hamas diese Gebiete nicht mehr kontrolliere.

«Eine dieser Nächte des Grauens»

Einwohner berichteten, östlich der Stadt Beit Hanun seien Panzer in den Gazastreifen eingedrungen. Sie seien aber nicht weit vorgerückt. Es seien unter anderem Schulen von Geschossen getroffen worden, in die sich Vertriebene geflüchtet hätten. Über der Gegend war dichter, schwarzer Rauch zu sehen. Westlich von Beit Hanun wurde Medizinern zufolge bei einem Luftangriff auf eine Moschee ein Junge getötet und mehrere andere verletzt, bei einem Beschuss in der Nähe des Stadions der Stadt sei zudem ein Sanitäter getötet worden.

«Es war eine dieser Nächte des Grauens, wie wir sie zu Beginn des Krieges erlebt haben», sagte Um Mohammad, eine Mutter von sechs Kindern, die 700 Meter von Zeitoun entfernt lebt, einem Vorort von Gaza-Stadt. «Die Bombardierung durch Panzer und Flugzeuge hörte nicht auf», sagte sie Reuters über eine Chat-App. «Ich musste mich mit meinen Kindern und meinen Schwestern, die mit mir Schutz gesucht hatten, an einem Ort versammeln und um unser Leben beten, da das Haus ständig bebte.»

(Reuters)