«Ich war etwas überrascht über den Rückgang im August», sagte der Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, Jérôme Cosandey, am Donnerstag in einer Medienkonferenz: «Ich hätte eher eine flache Kurve erwartet.»
Damit halte der Rückgang nun seit März an. Dies sei erstaunlich, sagte Cosandey. Eine Erklärung sei, dass viele Firmen vor Inkrafttreten der US-Zölle möglichst viel hergestellt hätten, um noch rechtzeitig in die USA zu exportieren. «Die Firmen haben mit Vollgas produziert, um Strafzölle zu vermeiden.»
Zudem hätten sich einige Unternehmen in der Sommerferienzeit von der Kurzarbeit abgemeldet, um ihre Bezugsansprüche zu sparen. Ausserdem seien bis im Juli viele Firmen zuversichtlich gewesen, dass die Schweiz tiefere Zölle bekommen würde, weshalb sie keine Kurzarbeit angemeldet hätten.
Nur ein Viertel nennt US-Zölle als Grund
Im August haben 500 Unternehmen vom Seco eine Bewilligung für Kurzarbeit von 14'100 Angestellten erhalten. 72 Prozent dieser Firmen begründeten ihren Antrag auf Kurzarbeit mit konjunkturell bedingten Schwierigkeiten. Nur ein Viertel der Unternehmen nannte die neuen US-Zölle als Grund.
Nicht an allem seien die US-Zölle schuld. Denn die Eintrübung der Situation halte bereits seit 2023 an. «Der Effekt der US-Zölle fällt nach einem Monat immer noch bescheiden aus», sagte Cosandey.
Stand August sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt weniger kritisch als bei früheren Krisen. Besonders krass fällt der Vergleich mit der schlimmsten Krise während der Coronapandemie aus. Da habe der Bundesrat den Lockdown verhängt. Alle Sektoren seien betroffen gewesen, so etwa Restaurants, Coiffeure, produzierende Betriebe oder der Detailhandel, weil Geschäfte geschlossen worden seien.
«Es war ein doppelter Schock: Man konnte nicht mehr produzieren und nicht mehr konsumieren», sagte Cosandey. Im April 2020 waren 1,34 Millionen Leute auf Kurzarbeit.
Wegen des US-Zollschocks rechnet das Seco für den August mit rund 15'000 Beschäftigten in Kurzarbeit. Zudem sei die Krise auf die Exportwirtschaft in Richtung USA beschränkt. Der Tourismus sei nicht betroffen. Ferner gebe es keinen Angebots- und keinen Nachfrageschock. Auch bestünde keine Gefahr für eine Finanzkrise.
(AWP)