Seit dem Lockdown arbeiten deutlich mehr Menschen von zu Hause aus. Und bis zu 85 Prozent der Erwerbstätigen können sich vorstellen, auch nach der Corona-Pandemie weiterhin teilweise im Homeoffice zu arbeiten.

Dies verändere die Wohnbedürfnisse, sagte Donato Sconamiglio, Chef des Beratungsunternehmens IAZI, am Donnerstag an einer virtuellen Pressekonferenz zum "13. Schweizer Finanz- und Immobilienkongress". Der Trend zu mehr Wohnraum besteht aber eigentlich schon seit Jahren. Das Bedürfnis nach einem Büroraum in der Wohnung verstärke diesen Trend künftig noch.

Begehrtes Eigentum

Kein Wunder steigen die Preise für Wohneigentum, seien es Einfamilienhäuser, seien Eigentumswohnungen. Im Jahrvergleich sind laut IAZI Einfamilienhäuser um 2,4 Prozent und Eigentumswohnungen um 3,2 Prozent teurer geworden. Doch nicht nur Eigentum, auch die Mieten sind in den Zentren weiterhin hoch.

Für die Wohnortwahl sind neben Grösse auch die Qualität der Wohnung, die Reisezeiten und individuelle Verkehrsmittel, die Nähe zu Grünflächen sowie die schulische, medizinische und kulturelle Versorgung sehr wichtig. Wegen der hohen Preise für Wohneigentum und für Mieten wandern die Menschen vermehrt aus den Grossstädten in die Peripherie ab.

Dabei müssen sie gar nicht so weit umziehen. Schon in wenigen Kilometern Entfernung lassen sich Wohnungen finden, die für die gleiche Miete ein Zimmer mehr bieten. Als attraktivste Standorte für das Leben in der "neuen Normalität" nennt IAZI Männedorf (ZH), Erlenbach (ZH), Hergiswil (NW), Beckenried (NW), Stans (NW), Uitikon (ZH), Ennetbaden (AG), Ennetbürgen (NW), Kilchberg (ZH) und Zug (ZG).

Lockdown setzt kommerzielle Liegenschaften unter Druck

Auf der anderen Seite stellt die "neue Normalität" Besitzer von gewerblichen Immobilien vor neue Herausforderungen. Wegen des Lockdown im Frühjahr und der damit verbundenen Abschwächung der Wirtschaft dürfte sich der Wert von kommerziellen Liegenschaften verringern, schreibt das Beratungsunternehmen. "Es wird Wertkorrekturen geben", sagt Sconamiglio.

Besonders Betriebe im Gastrobereich, in der Hotellerie, Freizeit und im Tourismus sind durch Corona sehr stark betroffen. Es dürfte zu Betriebsschliessungen kommen. Auch bei Verkaufsflächen werde sich der Strukturwandel durch die Abwanderung zum Onlinehandel weiterhin fortsetzen.

Bei Büroflächen dürfte sich laut IAZI der "Homeoffice-Modus" nach aller Voraussicht teilweise permanent etablieren. Dies könnte längerfristig bedeuten, dass weniger Bürofläche auf dem Markt nachgefragt wird. Allerdings werde der Flächenbedarf für einen Büroarbeitsplatz grösser werden, um die nötigen Abstände einzuhalten. "

Gewinner der Krise seien Pharmafirmen und Logistikzentren. So sei die Logistik während der Lockdown-Phase bis an ihre Kapazitätsgrenze gekommen. Bereits sind neue Paketzentren geplant etwa in Vétroz (Wallis) und Untervaz (Graubünden).

(AWP)