Das lange Warten hat endlich ein Ende: Mit Conrad Keijzer macht der Spezialitätenchemiekonzern Clariant einen Branchen-Veteranen zum neuen Firmenchef. Der Niederländer war während 24 Jahren für den Chemiegiganten AkzoNobel tätig, unter anderem als Hauptverantwortlicher für das weltweite Geschäft mit hochwertigen Lacken.

Keijzer sei eine gute Wahl, so Branchenexperten. Sie spielen damit auf dessen beeindruckenden Leistungsausweis bei AkzoNobel sowie bei seinem letzten Arbeitgeber Imerys an. In Expertenkreisen wird die Verpflichtung Keijzers als eine Absage an einen Verkauf von Clariant ins Ausland verstanden.

Aktie gibt einen Teil der frühen Kursgewinne ab

Seit Verwaltungsratspräsident Hariolf Kottmann im Juli 2019 für den überraschend zurückgetretenen Firmenchef Ernesto Occiello einspringen musste, rückte Clariant mehrmals ins Zentrum von Übernahmespekulationen. Dabei wurde sowohl industriellen Käufern als auch Finanzinvestoren ein Interesse an den Baselbietern nachgesagt (cash berichtete). Und je länger die Suche nach einem Nachfolger dauerte, desto lauter wurden die Spekulationen.

Nach einem frühen Vorstoss auf knapp 18,34 Franken gewinnt die Clariant-Aktie zur Stunde noch 0,8 Prozent auf 18,21 Franken.

Die Zürcher Kantonalbank sieht die Hauptaufgabe des neuen Firmenchefs im erfolgreichen Abschluss der bereits laufenden Effizienzprogramme sowie des erst kürzlich bekannt gegebenen Programms zur Anpassung der Länderorganisationen an die neue Unternehmensgrösse. Die Wahl Keijzers werde auch von den früheren Süd-Chemie-Aktionären sowie von Sabic getragen. Die Zürcher Kantonalbank stuft die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" ein.

Vontobel zeigt sich neugierig, wie Keijzers seine neue Aufgabe angehen wird. Die Zürcher Bank hofft, dass er den Prozess, das Unternehmen zu einem stärker fokussierten, und auch rentableren Anbieter zu machen, in möglichst erfolgreiche Bahnen lenkt. Vontobel hält deshalb an der Kaufempfehlung sowie am 22,50 Franken lautenden Kursziel fest.

Andere Banken sehen im neuen Firmenchef den richtigen Mann, sollte AkzoNobel gewisse Geschäftsbereiche mit Clariant verschmelzen wollen.

Unklare Rolle von Sabic

Weiterhin unklar ist die Rolle von Sabic als Ankeraktionär bei Clariant. Die Saudis halten 31,5 Prozent am Spezialitätenchemiekonzern. Ursprünglich wollten sie die ähnlich gelagerten Geschäftsaktivitäten bei Clariant einbringen. Allerdings scheiterte das Vorhaben an zu unterschiedlichen Preisvorstellungen. Nun hegt Sabic angeblich Pläne, das eigene Spezialitätenchemiegeschäft an die Börse zu bringen. Ob und was das für das Clariant-Paket bedeutet, lässt sich allerdings noch nicht sagen.

Die Aktie von Clariant konnte seit Ende Oktober zwar kräftig Boden gutmachen. Seit Jahresbeginn errechnet sich aber noch immer ein Minus von 16 Prozent. Deutlich besser fällt die Bilanz aus, wenn man die im Frühsommer ausbezahlte Sonderdividende in Höhe von 3 Franken je Aktie aufrechnet. Damals führten die Baselbieter einen Grossteil des 1,6 Milliarden Dollar schweren Erlöses aus dem Verkauf des Masterbatches-Geschäfts an die Aktionäre zurück.

Nun heisse es erst einmal abwarten, bis Keijzer sein Amt in den ersten Januar-Tagen antrete und irgendwann danach seine Pläne für Clariant vorstelle.