Siemens bläst der Wind in der Automatisierungs-Sparte Digital Industries voraussichtlich noch länger ins Gesicht als gedacht. Vor allem in China und Europa sei das wirtschaftliche Umfeld in der Fabrikautomatisierung kurzfristig schwieriger als gedacht, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas am Dienstag auf einer Investorenkonferenz der Bank of America. Deshalb werde der Auftragseingang des Aushängeschilds Digital Industries (DI) im laufenden zweiten Quartal (Januar bis März) anders als gedacht nur auf dem Niveau des ersten Quartals 2023/24 liegen. Er dürfte damit um gut zehn Prozent unter Vorjahr liegen, sagte Thomas. Das werde sich auch auf die operative Marge auswirken: Sie werde im Quartal nun eher bei 17 als den erwarteten 20 Prozent liegen. Im Softwaregeschäft laufe es dagegen gut.

«Der Lagerabbau wird länger dauern als gedacht, wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres», sagte Thomas laut einem Mitschnitt der Veranstaltung. Das schockierte die Anleger, die die Siemens-Aktie um bis zu fünf Prozent auf 173 Euro drückten. Noch im Februar hatte der Finanzvorstand erwartet, dass sich die Lagerbestände bei den Kunden in Europa und den USA bis zur Mitte des Jahres weitgehend normalisierten, nur in China könne das bis ins zweite Halbjahr dauern. Nun hält es Thomas auch für möglich, dass die Sparte im Gesamtjahr gar nicht wächst oder sogar etwas schrumpft - für eine sichere Aussage sei es aber zu früh. Bisher hatte Siemens für DI ein Umsatzplus von null bis drei Prozent in Aussicht gestellt.

Thomas bekräftigte aber, dass Siemens seine Ziele für den Konzern im laufenden Geschäftsjahr (per Ende September) trotzdem erreichen werde. Das liege auch an der Gebäudetechnik- und Infrastruktur-Sparte Smart Infrastructure. Dort werde der Umsatz im zweiten Quartal am oberen Ende der Erwartungen von fünf bis sieben Prozent liegen. Die operative Marge werde an das Niveau des Vorjahresquartals (15,9 Prozent) anknüpfen - das wäre mehr als die bisher in Aussicht gestellten 15 Prozent. 

(Reuters)