«Wir haben dort schon seit einigen Jahren zweistellige Wachstumsraten, nicht nur, aber auch im Infrastruktur-Geschäft», sagte Rebellius der Nachrichtenagentur Reuters am Rande der Messe «Light & Building» in Frankfurt. «Und jetzt sehen wir sie auch in der Sparte Mobility, wo wir unser Geschäft in Indien deutlich ausweiten.» Rebellius, Chef der Siemens-Sparte Smart Infrastructure, ist im Vorstand auch für den indischen Markt verantwortlich.

CO2-neutraler Verkehr treibe das Wachstum in dem asiatischen Land ebenso wie der starke Ausbau der Solarenergie, für den die Netze ausgebaut werden müssten. «Elektrifizierungs-Komponenten sehen wir dort für uns als riesiges Wachstumspotenzial», sagte Rebellius. Indien profitiere von seiner Konjunktur und seinem Innovationspotenzial und nicht nur davon, dass Unternehmen sich von China abwendeten. Das sei auch nicht die Siemens-Strategie, betonte Rebellius. «Wir sind weltweit aktiv, und wir unterstützen die lokale Nachfrage mit lokaler Produktion.»

Davon könne Indien profitieren. «Wenn man mehr wächst, baut man Fabriken. Wenn der Wachstumspfad so weitergeht, denken wir auch über zusätzliche Investitionen nach», sagte der Siemens-Vorstand. «Indien wird künftig eine Priorität haben.» Die Siemens AG hatte der ehemaligen Energietechnik-Tochter Siemens Energy für 2,1 Milliarden Euro weitere 18 Prozent an der börsennotierten Indien-Tochter abgekauft, um Siemens Energy zu stützen, und hält nun 69 Prozent an Siemens Ltd.

Siemens Smart Infrastructure hat seine Margen zuletzt nach und nach gesteigert, im ersten Quartal 2023/24 (von Oktober bis Dezember) holte Rebellius' Sparte die Vorzeigesparte Digital Industries fast ein. Auf einen internen Wettlauf will er sich aber nicht einlassen: «Wir vergleichen uns nur mit den Zielen, die wir selbst gesetzt haben. Ich bin stolz, dass wir zum 13. Mal in Folge in einem Quartal im Vorjahresvergleich an Rendite zugelegt und in einigen Märkten unsere Konkurrenten überrundet haben», sagte der Spartenchef. Der Auftragseingang normalisiere sich wieder, nachdem die Kunden zuletzt ihre Lagerbestände bei Elektro- und Bautechnik-Produkten reduziert hatten. «Der Abbau scheint vorbei zu sein.»

Öko-Label soll den Absatz fördern

Bei den Kunden will der Konzern mit einem Produktlabel für Nachhaltigkeit namens «Siemens EcoTech» punkten, das Auskunft über die verwendeten Materialien, die Produktion, das Design und den Lebenszyklus des Produkts gibt. «Mehr und mehr Kunden fragen uns nach einem solchen Label», sagte Rebellius - nicht nur öffentliche Auftraggeber, sondern auch Firmen aus Branchen wie der Auto- und Pharmaindustrie, die stark reguliert seien. «Das hilft uns, den Absatz zu steigern und die Preise stabil zu halten», sagte der Vorstand. «Wir wollen das für die Mehrzahl unserer relevanten Produktfamilien einführen.»

(Reuters)