Im Moment überwiege in der Schweiz noch die Solidarität, sagte Lewin in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). In anderen Ländern sei die Stimmung bereits gekippt. «Ich hoffe, dass hier die Sympathie für die jüdische Gemeinschaft anhält», so Lewin.
Er rief im Gespräch mit SRF dazu auf, den Konflikt nicht in die Schweiz zu übertragen. «Wir brauchen hier einen Dialog mit den muslimischen Gemeinschaften». Derweil spüre er in der jüdischen Gemeinschaft hierzulande eine gewisse Machtlosigkeit, aber auch eine grosse Wut in Bezug auf die Angriffe der Hamas auf die Zivilbevölkerung Israels.
Pro-Palästina-Demos in Genf und Bern
In den vergangenen Tagen waren Pro-Palästina-Demonstrationen in Basel und Zürich nicht bewilligt worden. In Genf nahmen am Samstag an einer Demonstration zur Unterstützung des palästinensischen Volkes mehrere tausend Menschen teil. Frauen, Kinder und Männer aller Altersgruppen marschierten unter starker Polizeibegleitung durch die Strassen der Rhonestadt.
Viele Demonstranten hatten ihre Schultern mit der palästinensischen Flagge bedeckt. Ihre Farben wehten über dem lauten Demonstrationszug. Die Demonstranten prangerten die Apartheidspolitik der israelischen Regierung, die Straflosigkeit des jüdischen Staates und die Blockade der Bevölkerung im Gazastreifen an.
Die Organisatoren der Demonstration betonten den antirassistischen Charakter ihrer dekolonialistischen und antiimperialistischen Bewegung. Es handelte sich um die zweite Demonstration zur Unterstützung der Palästinenser in Genf seit dem vergangenen Samstag.
In Bern waren am Samstag an einer bewilligten Demonstration 400 bis 500 Personen für Palästina auf die Strasse. Sie schwenkten unter anderem Transparente mit der Aufschrift «Israel Terrorist» und forderten ein Ende der Gewalt, den Schutz der Menschenrechte und humanitäre Hilfe für Gaza. Bei der friedlichen Demonstration wurden die Anwesenden aufgefordert, «keine dummen Aktionen» zu machen.
Das Genfer NGO «Presse Emblem Campagne» zeigte sich am Samstag in einer Mitteilung schockiert über den «dramatischen» Anstieg der Zahl getöteter und verletzter Journalisten innerhalb einer Woche im Nahen Osten. Seit Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas seien mindestens sieben Journalisten getötet und zehn verletzt worden.
Ein Schweizer Opfer in Israel
Unter den Opfern der Hamas-Angriffe befindet sich auch ein schweizerisch-israelischer Doppelbürger, wie Aussenminister Ignazio Cassis am Freitag bestätigte. Weitere Schweizer Opfer waren bis am Samstag nicht bekannt, wie es auf Anfrage beim Aussendepartement hiess.
Wegen Sicherheitsbedenken wurden kurzfristig zwei für Samstag geplante Evakuierungsflüge aus Israel abgesagt. Die Fluggesellschaft Swiss flog vergangene Woche in vier Evakuierungsflügen 880 Menschen nach Zürich. Aktuell seien noch rund 300 Schweizer Reisende in Israel auf der «Travel Admin»-App des Bundes registriert, hiess es am Samstag auf Anfrage.
Seit Donnerstag befassen sich zwei Gruppen einer Task Force des Bundes mit einem allfälligen Verbot der palästinensischen Hamas-Organisation.
Weiter unterstützt die Schweiz nach einer Anfrage Israels die israelischen Behörden bei der Identifizierung von Opfern der Terrorangriffe vom vergangenen Wochenende. In den nächsten Tagen sollen 10 bis 20 Fachleute aus der Schweiz nach Israel entsandt werden.
(AWP)