Als Sika vor wenigen Wochen zur diesjährigen Generalversammlung lud, schienen die Fronten zwischen dem Baustoffhersteller und seinem Mehrheitsaktionär Schenker-Winkler-Holding (SWH) verhärtet wie eh und je.
Umso mehr überrascht, dass die beiden Streitparteien am frühen Freitagmorgen eine friedliche Einigung bekanntgeben. Mit an Bord ist auch Saint-Gobain.
Die Franzosen übernehmen wie ursprünglich geplant für 3,22 Milliarden Franken die Schenker-Winkler-Holding von der Familie Burkhard, treten anschliessend jedoch 6,97 Prozent der Aktien zum Preis von 2,08 Milliarden Franken an Sika ab. Nach der Einführung der Einheitsaktie hält Saint-Gobain für mindestens zwei Jahre eine Beteiligung von 10,75 Prozent.
Mit der Beilegung des seit Jahren tobenden Kontrollstreits fällt ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor weg. Zur Stunde haussiert die Sika-Aktie an der Schweizer Börse SIX um 9,4 Prozent auf 8210 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 8360 Franken.
Nach mehr als drei Jahren hätten sich die Streitparteien endlich geeinigt, so schreibt der Chemieanalyst von Bernstein Research in einer ersten Stellungnahme. Er sieht vor allem die Familienaktionäre sowie Saint-Gobain als Gewinner aus der Einigung hervorgehen.
Gewinnverwässerung für die übrigen Aktionäre
Nach mehr als drei Jahren hätten sich die Streitparteien endlich geeinigt, so schreibt der Chemieanalyst von Bernstein Research in einer ersten Stellungnahme. Er sieht vor allem die Familienaktionäre sowie Saint-Gobain als Gewinner aus der Einigung hervorgehen.
Denn dadurch, dass Sika der französischen Saint-Gobain eine 22-prozentige Prämie für die 6,97 Prozent der Aktien bezahlt, nimmt der Baustoffhersteller eine Gewinnverwässerung um 4 Prozent in Kauf. Die Sika-Aktie wird bei Bernstein Research wie bis anhin mit "Outperform" und einem Kursziel von neu 8856 (zuvor 7892) Franken zum Kauf empfohlen.
Dass Sika unabhängig bleibt, ist für die Bank Vontobel aus Sicht des Unternehmens und seiner Aktionäre eine ausgezeichnete Nachricht. Zwar errechnet auch der für die Zürcher Bank tätige Analyst eine Gewinnverwässerung um 4 Prozent. Allerdings sieht sein Kursziel von 8750 Franken aufgrund der zweigeteilten Aktienstruktur und der rechtlichen Unsicherheiten einen Abschlag von 10 Prozent vor. Diesen Abschlag dürfte nun hinfällig werden. Der Vontobel-Analyst sieht die Transaktion deshalb als deutlich wertsteigert an und bekräftigt mit Nachdruck seine Kaufempfehlung.
Unternehmen kann endlich nach vorn schauen
Sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank hält die Zerschlagung des gordischen Knotens für positiv. Dass nun kein Gerichtsurteil notwendig ist, überrascht ihn nach den kämpferischen Voten an der Generalversammlung von vor wenigen Wochen doch sehr. Er hält am "Marktgewichten" lautenden Anlageurteil fest, rechnet auf Basis der vorliegenden Neuigkeiten aber mit einer stark positiven Kursreaktion.
Die Bank Julius Bär nimmt das Kursziel von 8200 Franken in positive Revision, stuft die Aktie aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Bewertung jedoch unverändert mit "Hold" ein.
Händlern zufolge wird der wegfallenden Ungewissheit rund um den langjährigen und kostspieligen Kontrollstreit an der Börse ein ungleich höheres Gewicht als der Gewinnverwässerung eingeräumt. Das Unternehmen könne nun endlich nach vorn blicken und sich dabei wieder auf das Tagesgeschäft konzentrieren, so heisst es weiter.