Die letzten Wochen bescherten den Anlegerinnen und Anlegern an den Edelmetallmärkten schmerzhafte Verluste. Regelrecht unter die Räder geriet dabei die Silber-Unze. Ihr Preis fiel gestern Donnerstag zeitweise in die Nähe von 22,75 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit März. Vom Jahreshoch von Anfang Mai bei 26,15 Dollar aus betrachtet errechnet sich ein Minus von fast 13 Prozent. Nur dem erstarkten Dollar ist es zu verdanken, dass die Bilanz aus Schweizer Sicht nicht ganz so negativ ausfällt.

Geldpolitischer Kurswechsel sollte helfen

Aus Sicht der Edelmetallstrategen der Citigroup ist der Preiszerfall beim Silber völlig übertrieben. Sie bezeichnen den Rückschlag denn auch als "günstige Kaufgelegenheit" und sehen den Preis für eine Feinunze des Edelmetalls über die nächsten 6 bis 12 Monate auf 30 Dollar steigen. Das wiederum entspräche dem höchsten Stand seit Februar 2021 und läge mehr als 30 Prozent über den zuletzt bezahlten Preisen.

Preisentwicklung für die Silber-Unze in Dollar über die letzten drei Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Die Experten stützen sich in ihrer Zuversicht einerseits darauf, dass die US-Wirtschaft schon bald an Schwung verlieren wird. Die dortige Notenbank müsste ihren restriktiven geldpolitischen Kurs dann überdenken und vermutlich sogar aufgeben. Das wiederum sollte dem Silberpreis Auftrieb verleihen, wie die Citigroup-Strategen schreiben. An den Finanzmärkten geht man mittlerweile schon für diesen September erstmals wieder von einer Leitzinsreduktion durch die Federal Reserve Bank aus.

Andere Banken beim Silber deutlich zurückhaltender

Einen möglichen Preistreiber für das Edelmetall sehen die Experten auch in grösseren geldpolitischen Lockerungsmassnahmen Chinas. Erste Anstalten hierfür hat die chinesische Notenbank erst kürzlich gemacht. Das könnte dazu führen, dass die zuletzt schwache Silber-Nachfrage aus den Schwellenländern wieder anzieht. Die momentane Nachfrageschwäche erklärt man sich bei der Citigroup übrigens damit, dass Länder wie China und Indien zuletzt Lagerbestände abgebaut haben. Hinzu kommt die wirtschaftliche Flaute in China. Diese sorgt dafür, dass die industrielle Silber-Nachfrage eher gering ist. Doch auch diesbezüglich erhoffen sich die Edelmetallstrategen eine deutlich stärkere zweite Jahreshälfte.

Mit ihrer positiven Einschätzung für die Silber-Unze und ihrem Preisziel von 30 Dollar über die nächsten 6 bis 12 Monate tanzen die Experten der Citigroup ziemlich aus der Reihe. Andere Banken sind mit ihren Prognosen zwischen 22 und 24 Dollar je Unze deutlich zurückhaltender.