Nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Gediminas Simkus könnten allenfalls schwere Schocks wie eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran eine ins Auge gefasste Zinssenkung im Juni noch verhindern. Auf wirtschaftlicher Ebene rechne er bis Juni nicht mit Überraschungen, die gegen eine Senkung sprächen, sagte der Chef der litauischen Zentralbank am Montag vor Reportern. Doch geopolitische Entwicklungen, etwa «eine Eskalation des Iran-Israel-Konflikts», könnten die Entscheidung noch beeinflussen. An den Finanzmärkten wird derzeit mit drei Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank im laufenden Jahr gerechnet: Dabei wird auf eine Abfolge von Schritten im Juni, September und Dezember spekuliert.

Laut Simkus könnten es allerdings auch mehr als drei Senkungen im Jahr werden, etwa, wenn auch im Juli eine geldpolitische Lockerung kommen sollte: «Drei Zinssenkungen sind eine konservative Schätzung», sagte Simkus. Mit Blick auf den weiteren Zinspfad komme der Sitzung im Juli grosse Bedeutung zu, fügte er hinzu. Die EZB hatte zur Eindämmung der Inflation die Zinsen zuletzt auf Rekordniveau belassen, signalisierte jedoch, sie könnte im Juni mit Senkungen beginnen.

Sollte die EZB auf ihrer nächsten Zinssitzung am 6. Juni die Zinsen erstmals wieder absenken, würde sie daher sehr wahrscheinlich noch vor der US-Notenbank Fed die Zinswende einleiten. Simkus betonte, die EZB treffe ihre Entscheidungen autonom: «Ich lehne die Vorstellung ab, dass das Eurosystem Entscheidungen auf der Grundlage dessen trifft, was US-Notenbanker tun. Da besteht kein Zusammenhang.»

(Reuters)