Für gewöhnlich gibt sich Zurich Insurance anlässlich des Zwischenberichts für die ersten drei Monate eher wortkarg. Doch angesichts der Folgen der Coronavirus-Pandemie und der Verwerfungen an den Finanzmärkten fällt der Zwischenbericht diesmal etwas umfassender aus. So lässt die Versicherungsgruppe unter anderem durchblicken, dass sie im Nichtleben-Geschäft mit pandemiebedingten Kosten in Höhe von schätzungsweise 750 Millionen Dollar rechne. Davon wurden 280 Millionen Dollar ins erste Quartal verbucht. Beides deckt sich in etwa mit den Annahmen der Analysten.

Stark rückläufige Z-ECM-Quote ist "alarmierend"

Für Gesprächsstoff sorgt in Expertenkreisen aber vor allem die stark rückläufige Z-ECM-Quote. Diese misst das regulatorische Überschusskapital und entscheidet mitunter über die zukünftige Ausschüttungspolitik. Mit 101 Prozent liegt die Z-ECM-Quote nicht nur am ganz unteren Ende der firmeneigenen Zielbandbreite von 100 bis 120 Prozent, sondern auch unter den zwischen 106 und 110 Prozent liegenden Analystenschätzungen. Das könnte Dividendenängste wecken.

Die US-Investmentbank Jefferies bezeichnet die stark rückläufige Z-ECM-Quote in einer ersten Stellungnahme denn auch als "alarmierend". Wie der Autor schreibt, dürfte die Versicherungsgruppe alles daran setzen, die Zielbandbreite von 100 bis 120 Prozent halten zu können. Im Gegenzug begrüsst er den aussergewöhnlich hohen Detaillierungsgrad des Zwischenberichts. Sein Anlageurteil lautet weiterhin "Hold". Das Kursziel von 405 Franken dürfte der Jefferies-Analyst hingegen reduzieren.

Auch sein Berufskollege bei Vontobel zeigt sich sichtlich enttäuscht von der schwachen Z-ECM-Quote. Er misst den überblickbaren pandemiebedingten Kosten im Nichtleben-Geschäft jedoch ein ungleich grösseres Gewicht bei und stuft die Aktie wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 340 Franken ein.

Diese Einschätzung scheinen nicht alle Anleger zu teilen. Nach einem frühen Vorstoss bis auf 282,60 Franken verliert die Zurich-Aktie zur Stunde 0,5 Prozent auf 276 Franken.

Die Analysten müssen über die Bücher

Die Zurich Insurance Group zählt schon seit Jahren zu den besten Dividendenzahlern aus dem Swiss Market Index (SMI). An der Ausschüttung von 20 Franken je Aktie für das vergangene Geschäftsjahr gemessen, beträgt die Dividendenrendite zu aktuellen Kursen gut 7 Prozent. Ob sich die Dividendenpolitik im bisherigen Umfang fortsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Zumindest bei der Credit Suisse verweist man auf die weiterhin hohe Barmittelgenerierung der Versicherungsgruppe und rechnet schon deshalb nicht mit Dividendenkürzungen. Vontobel und Barclays halten sich hingegen an die SST-Quote. Diese liegt per Ende März noch immer bei respektablen 186 Prozent.

Dennoch gehen viele Banken bei ihren Schätzungen für 2020 und danach noch immer von kontinuierlich steigenden Ausschüttungen aus. Vermutlich müssen sie nun den Rotstift ansetzen.

Mit einem Minus von fast 30 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Zurich-Aktie zu den diesjährigen SMI-Verlierern.