«Die hohe Konzentration bei KI-Valoren könnte bei enttäuschenden Zahlen zu einem stärkeren Kursrückgang führen», sagte Kerry Craig, globaler Marktstratege von J.P. Morgan Asset Management. Die starke Nachfrage nach KI und die Erwartung weiterer Zinssenkungen der US-Notenbank haben die Aktienkurse weltweit auf Rekordniveau getrieben. Die vier wichtigsten US-Aktienindizes stiegen einheitlich auf neue Höchststände.

Laut dem Experten Craig könnten enttäuschende Geschäftsergebnisse der grossen Technologiekonzerne angesichts ihrer hohen Bewertungen einen Kurssturz auslösen, so wie dies bereits im April zu beobachten war. Angesichts der hohen Investitionen der grossen Cloud-Anbieter könnten die Marktteilnehmer, falls diese Investitionen nicht zu höheren Umsätzen führen, die Bewertung dieser Unternehmen neu beurteilen, so Craig. Er sieht derzeit wenig weiteres Aufwärtspotenzial für US-Aktien, während Europa von fiskalischen Anreizen profitieren könnte. Japan wiederum könnte von Unternehmensreformen profitieren und die Schwellenländer zeichnen sich durch attraktive Bewertungen aus.

Differenziert äussert sich auch Emmanuel Cau, Stratege Europäische Aktien von Barclays, zum KI-Boom und der weiteren Entwicklung an den Aktienmärkten. Der Barclays-Experte meint in seiner Analyse, dass die wirtschaftliche Aktivität in den USA tatsächlich robust sei. Dies deute darauf hin, dass sich die Wirtschaft weiterhin gut halten werde und die Abschwungssorgen in Schach gehalten werden können.

«Unterdessen bleibt das KI-Thema ein weiterer starker Rückenwind für Aktien. Die jüngsten Ergebnisse von Oracle und Alibaba unterstrichen die starke Dynamik ihrer Cloud- und Infrastruktursparten, lösten eine kräftige Kursrally aus und hoben die Stimmung im gesamten Technologie- und KI-Ökosystem», so Cau von Barclays. 

Sowohl der US-amerikanische als auch der chinesische Technologiesektor verzeichneten eine robuste Gewinndynamik pro Aktie, was angesichts der Grösse und des Einflusses dieser Unternehmen die aggregierten Aktiengewinne zunehmend unterstützt. Folglich haben die Anleger eine optimistische Haltung eingenommen, welche der Barclays-Analyst grundsätzlich teilt.

Die Aktienmärkte notieren auf einem Allzeithoch, die Volatilität sei auf einem Tiefstand und die bereits stark gesenkten Zinserwartungen wären eingepreist.  Deshalb glaubt Cau jedoch, dass eine weitere Abschwächung der US-Beschäftigung das gut eingeschätzte «Goldlöckchen»-Szenario einer sich weiter positiv entwickelnden US-Wirtschaft infrage stellen könnte. «Daher erscheint uns eine Absicherung gegen Abwärtsrisiken weiterhin sinnvoll», so der Experte der britischen Investmentbank abschliessend.

(Bloomberg/cash)