Es war eine Art Ausrufezeichen: Das Technologieunternehmen SK Hynix berichtete in den letzten Oktobertagen von einem 70-prozentigen Gewinnsprung im zweiten Quartal, und dass die gesamte Produktion für das nächste Jahr schon jetzt Abnehmer gefunden habe. Um die unerwartet hohe Nachfrage zu decken, werde man nun die Kapazitäten ausbauen. Die Anleger griffen zu, die Aktie stieg um weitere 6 Prozent. Seit Anfang Jahr rückten die Valoren 240 Prozent vor und erreichten immer wieder neue Höchststände.
Die Zahlen von SK Hynik spiegeln die rapide Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Dabei befindet sich das südkoreanische Unternehmen unmittelbar am Zentrum des Geschehens, so beliefert es den US-Tech-Riesen Nvidia mit Hochleistungs-Speicherchips. Diese zeichnen sich durch hohe Datenübertragungsraten und Bandbreiten aus, was für KI-Anwendungen und KI-Infrastruktur wichtig ist und diese effizient macht. Fachleute sehen Prozessoren und Speicher als zwei wesentliche Komponenten der Künstlichen Intelligenz. Ohne Speicher sei es, als habe man ein Gehirn, aber kein Gedächtnis, heisst es.
«Derzeit ist SK Hynix der dominierende Anbieter, wobei Samsung und Micron ebenfalls in diesem Bereich liefern und investieren», sagt Evelyne Pflugi, CEO der in Zürich beheimateten Singularity Group. Einer ihrer Fonds investiert in besonders innovative Unternehmen und hat laut Faktenblatt den Nasdaq 100 seit 2017 übertroffen.
Der Technologie-Analyst Nicolas Baratte sagt SK Hynik auch für nächstes Jahr Wachstum voraus. Das Unternehmen werde wohl ein 50-prozentiges Umsatzwachstum sowie einen 70-prozentigen Gewinnanstieg verzeichnen. Baratte begründet seine Einschätzung einerseits mit der wachsenden Nachfrage nach Rechenleistung, andererseits mit Preisanstiegen. Diese gehen laut dem Experten auch darauf zurück, dass die Hersteller ihre Investitionsausgaben nicht im gleichen Masse erhöhen wie die Nachfrage anzieht. Das führt zu Knappheit und somit steigenden Preisen.
Unterdessen sind auch Sorgen um eine KI-Blase und die Bewertung der Aktienmärkte aufgekommen. Sie sind nicht komplett unbegründet. Aktuell liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 bei 22,9 und damit deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 16,6.
Ob auch die Aktien von SK Hynix allzu heiss gelaufen sind? Ja, sagten die koreanischen Börsenbetreiber Anfang Woche. Sie gaben eine Warnung heraus, wonach die Anleger vorsichtig gegenüber dem Titel sein sollten - die den Handel aber nicht unterbricht. Erst bei weiteren rapiden Kursbewegungen innert weniger Tage kann der Handel ausgesetzt werden.
Zu anderen Schlüssen kommen die von Bloomberg erfassten Analysten. 42 der 44 Experten empfehlen, die Valoren des südkoreanischen Technologieunternehmen zu kaufen. Man befinde sich in der Frühphase eines Aufschwungs im Speicherbereich, schrieb etwa der Experte von JPMorgan Ende Oktober, als er das «Overweight»-Rating bestätigte. Weiter liegt der Kurszielkonsens aller Experten rund 10 Prozent über der aktuellen Notierung. Der damit implizierte Aktienpreisanstieg der nächsten zwölf Monate ist wesentlich moderater als die Rally des laufenden Jahres.

