"Bei ausländischen Aktien favorisiere ich derzeit Europa und Japan", sagt Alex Hinder im cash-Börsen-Talk. Der unabhängige Vermögensverwalter sieht in diesen Märkten gewisse Einstiegsmöglichkeiten, den die europäischen Börsen seien klar durch ihre starken Währungen ausgebremst worden - in Europa, besonders Deutschland, sei der Export ja zentral. In Japan fielen die Kurse im Aktienmarkt ebenfalls rasch, wenn der Yen stark sei.
In diesen beiden währungssensitiven Märkten dürfte sich die Situation im nächsten Jahr ändern, sagt Hinder. Grund sei die Geld der US-Notenbank Federal Reserve: "Wir haben klare Signale vom Fed und dessen Chefin Janet Yellen, dass die Zinsen heraufgefahren werden." Der Dollar habe gegenüber Euro und Yen jetzt schon einen substantiellen Zinsvorteil, der allerdings noch stärker werde.
Der Euro dürfte aus weiteren Gründen zum Dollar wieder schwächer werden, sagt Hinder. Bei der Einheitswährung sei vieles im aktuellen Kursverhältnis zum Dollar schon eingepreist: Hinder spielt dabei auf eine gewisse politische Stabilisierung nach der Wahl von Emmanuel Macron zum französischen Präsidenten an, aber auch auf die deutlich verbesserte Konjunkturlage wie auch die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank nächstes Jahr mit der Reduktion der Bilanz beginnen will. In den europäischen Aktienmärkten favorisiert Hinder übrigens trotz Tiefzinsen den Banken- und Versicherungssektor.
Aktuell liegt das Wechselverhältnis zwar wieder unter 1,15, aber Hinder gehört zu jenen Beobachtern, die an eine weitere Schwächung des Frankens glauben: "1,20 sind mittelfristig realistisch." Die konjunkturelle Erholung der Eurozone und steigende Zinsen im Ausland liessen die Anziehungskraft des "sicheren Hafens" Franken etwas zurückgehen: "Es gibt weniger Gründe als früher, Geld aus Sicherheitsgründen im Franken zu parkieren."
Gemischte Gefühle im Schweizer Aktienmarkt
Den Schweizer Blue-Chip-Markt sieht der Gründer und CEO von Hinder Asset Management, einer auf ETF- und Indexfonds spezialisierten Vermögensverwaltung in Zürich, mit etwas gemischten Gefühlen: Einerseits ist er optimistisch, was die Kurschancen des SMI betrifft, aber andererseits sieht er im Leitindex als solches kein allzu attraktives Investment.
"Der SMI hat die saisonal starken Monate noch vor sich", sagt Alex Hinder klar. Die sommerliche Schwäche dürfte der Schweizer Leitindex demnach überwinden: Nachdem der Index von Jahresanfang bis Mitte Mai um 11 Prozent zugelegt hatte, befand er sich seither nur noch in einer Seitwärtsbewegung.
Die Zeichen deuteten auf eine Jahresend-Rally hin. "Es ist möglich, dass wir in die Nähe des bisherigen Höchsts kommen", sagt Hinder. 2007 erreichte der SMI seinen bis jetzt nicht mehr erreichten Stand bei 9548 Punkten. "Ob wir diese Marke knacken, will ich aber nicht prognostizieren."
Anhaltende Attraktivität von Small Caps
Hinder sieht die Zusammensetzung des SMI aufgrund der starken Gewichtung der drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis indessen kritisch. Auch die Kappung der grössten Titel auf maximal 18 Prozent an der Gesamtgewichtung, wie sie vergangene Woche eingeleitet wurde, reicht für ihn nicht aus, um den Markt sinnvoll abzubilden.
"Wir fokussieren uns vor allem auf den SPI", sagt Hinder. Mit klein und mittelgross kapitalisierten Unternehmen lasse sich eine breitere Diversifizerung erreichen. So enthält der SMI keine Technologie-Titel, die weltweit derzeit gut laufen. Der SPI hingegen weist immerhin eine Reihe von Tech-Zulieferen auf. Zudem haben ja die Schweizer Large Caps in den vergangenen Jahren zum Teil unterperformt: In den Jahren 2015 und 2016 gab der SMI insgesamt um 8,5 Prozent nach, was vor allem der Schwäche der grossen Titel geschuldet war.
Im cash-Börsen-Talk äussert sich Alex Hinder auch zu Währungsabsicherungen. Er sagt, wie er sie einsetzt und nennt das Beispiel eines ausländischen Aktienmarktes, wo sich der Devisenhedge kürzlich sehr gelohnt hat.