In den vergangenen Jahren habe die Teuerung nie mehr als 3,5 Prozent betragen, betonte Jordan am Dienstag vor Wirtschaftsvertretern bei einer Veranstaltung im schweizerischen Schwyz. Dies sei vor allem auf den Wechselkurs zurückzuführen. Im Vergleich dazu erreichte die Inflation in den USA 2022 einen Höchstwert von 9,1 Prozent. Im Euroraum waren es im selben Jahr zeitweise sogar 10,6 Prozent.

Wenn man sich vor importierter Inflation schützen woll, müsse der Franken aufwerten, sagte Jordan, der der im nächsten Monat aus dem Amt scheiden wird. Aus diesem Grund habe die Zentralbank 2022 aufgehört, Fremdwährungen zu kaufen, um dem Effekt des Zustroms in den Franken entgegenzuwirken. Bis Ende 2023 habe sie ihre Devisenbestände sogar reduziert.

Die Aufwertung des Frankens habe es der SNB ermöglicht, die Zinsen weniger drastisch anzuheben als andere Industrieländer-Zentralbanken, sagte Jordan. In der Schweiz war der Leitzins nur bis auf 1,75 Prozent heraufgesetzt worden, bevor die Währungshüter in März mit der Lockerung der Geldpolitk begonnen hatten. Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank hatten die Zinsen auf wesentlich höhere Werte erhöht.

Die Popularität des Franken als sicherer Hafen für ausländische Investoren hat allerdings auch ihre Schattenseite: Die Stärke der Währung erschwert den eidgenössischen Exporteuren das Geschäft. Die grösste Lobbygruppe der Schweizer Industrie hat die SNB aufgefordert, zu intervenieren, um eine weitere Aufwertung des Frankens zu verhindern.

Mit den Sorgen über eine mögliche Rezession in den USA und den Turbulenzen in Japan hatte der Franken jüngst deutlich aufgewertet. Inzwischen hat sich der Wechselkurs allerdings wieder stabilisiert.

Die Mehrheit von Bloomberg befragter Ökonomen erwartet von der SNB nur eine weitere Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 1 Prozent im September. Händler am Swapmarkt wetten indessen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik.

(Bloomberg)