Die Schweizerische Nationalbank (SNB) strebt Preisstabilität auf mittlere Sicht an und nicht im kommenden Monat, sagte Direktoriumsmitglied Petra Tschudin am Dienstag auf einer Veranstaltung in Bern.

In der Schweiz ist die Inflation im Mai erstmals seit gut vier Jahren in den negativen Bereich gerutscht und damit unter die von der SNB für Preisstabilität angepeilte Spanne von null und zwei Prozent. Dabei handle es sich aber nur um einen Datenpunkt, sagte Tschudin. «Was uns interessiert, ist die mittlere Frist.» Aktuell sei die Situation sehr volatil und die Unsicherheit gross. Das mache eine Entscheidung schwierig.

Tschudins Vortrag ist der letzte öffentliche Auftritt eines Mitglieds des dreiköpfigen SNB-Führungsgremiums vor der für den 19. Juni anberaumten Zinsentscheidung. Eine weitere Leitzinssenkung gilt im Markt als ausgemacht, offen ist indes das Ausmass des Zinsschritts. Manche Ökonomen halten es für denkbar, dass die Währungshüter bereits wieder Negativzinsen einführen.

Die SNB hatte im März den Leitzins zum fünften Mal in Folge auf noch 0,25 Prozent gesenkt. Notenbankpräsident Martin Schlegel hat wiederholt betont, dass die Zentralbank nicht davor zurückschrecken werde, zur Wahrung der Preisstabilität ihren Leitzins auch wieder in den negativen Bereich abzusenken. Die SNB werde sich aber nicht von den Inflationsdaten einzelner Monate leiten lassen, sondern auf die Wahrung der Preisstabilität auf mittlere Sicht achten.

Das dreiköpfige Notenbankdirektorium entscheidet in der Regel viermal jährlich gegen Ende des Quartals über die Zinsen.

(Reuters)