“Beim Thema AT1 war die rechtliche Konstellation sehr klar”, sagte Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank, laut Bloomberg bei einer Veranstaltung in St. Gallen. “Das ist nichts, wo Investoren jetzt sagen können, dass es unter diesen Umständen nicht vorgesehen war.”
Die nach der Finanzkrise von 2008 geschaffenen AT1-Anleihen werfen in guten Zeiten satte Renditen ab, müssen aber auch als erste damit rechnen, zur Verlustabdeckung abgeschrieben zu werden. Bei der Credit Suisse gehen sie auf Anordnung der Finma leer aus, obwohl die Aktionäre eine — wenn auch kleine — Entschädigung von der UBS erhalten.
AT1-Investoren argumentieren, die gesetzliche Grundlage für die Abschreibung sei nur einen Tag vor der Notübernahme geschaffen worden und die Abschreibung widerspreche der Grundregel, dass Aktionäre zuerst Verluste tragen und erst dann Gläubiger — selbst nachrangige — herangezogen werden dürfen.
Gegen die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma gehen in Zusammenhang mit der Notübernahme der Credit Suisse immer mehr Klagen ein. Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan vertrete in einer Gruppenbeschwerde nun über 1000 Anleihegläubiger, wie die Grosskanzlei am Donnerstag mitteilte.
Diese Investoren hielten etwa ein Drittel der AT1-Anleihen des Instituts, die im Zuge der Rettungsaktion nach einer Verfügung der Finma auf Null abgeschrieben wurden. Der Wert der Papiere belief sich damals auf 16 Milliarden Franken. Die Behörde hatte später wiederholt ihr Vorgehen als rechtens verteidigt.Mit den über 1000 Beteiligten könnte es sich um die größte jemals in der Schweiz eingereichte Sammelklage handeln, erklärte Quinn Emanuel.
Weitere SNB-Zinserhöhungen möglich
Trotz einer rückläufigen Teuerung hat die Schweizerische Nationalbank ihre Bereitschaft zu weiteren Zinserhöhungen bekräftigt, wie Jordan an der verantstaltung in St. Gallen weiter ausführte. "Wir können nicht ausschließen, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik notwendig sein wird", sagte er.
Die Inflation liege weiterhin über der Zielspanne der Notenbank von null bis zwei Prozent. Daten vom Freitag zufolge sank die Jahresinflation im April auf 2,6 Prozent von 2,9 Prozent im März.
Als Reaktion auf die Teuerung hatte die SNB den Leitzins zuletzt auf 1,5 Prozent angehoben. Die Notenbank setzt zur Eindämmung der Teuerung neben Zinserhöhungen auch auf die inflationsdämpfende Wirkung einer starken Landeswährung.
(cash/Reuters/Bloomberg)
9 Kommentare
AT1 sind doch die Coco-Bonds, oder? Wie hoch waren die Zinsen? 10%? Und jetzt? Jammern? De Föifer unds Weggli?
Nur die Gierigsten haben Coco-Bonds gezeichnet.
von wegen 10% zins! im jahre 2018 wurde eine solche obligation für 3.5% den 'gierigen' angeboten. viele schweizer kleinanleger hat der staat enteignet.
Alle wollen den höchsten Profit einsacken, und die Risiken der "Allgemeinheit" überlassen. Siehe auch Covid-Kredite des Bundes, da wurde scheinbar mit beiden Händen Geld verteilt und gierig angenommen. Und jetzt wird "geklagt". Niemand sollte über das verlorene Geld klagen, die Risiken waren klar. Grundsätzlich bin ich ein sozialer Mensch, aber ich habe in meinem Leben gelernt, wenn immer möglich für mich selbst zu schauen. AHV habe ich immer bezahlt, wenn ich konnte "nicht" wegen Ausland-Abmeldung. Pensionskassen habe sich gemieden wie der "Teufel das Weihwasser". Es gibt immer noch zu viele Pensionskassen und Kässeli in der Schweiz, und deren Verwaltung und Mietkosten sind viel zu teuer. 3. Säule finde ich auch OK, da kann man selbst bestimmen wie das gesparte Geld angelegt werden soll. Ich bin nicht immer mit der NB-Politik und der FINMA einverstanden, aber bei diesen AT1-Anleihen gab es sehr wahrscheinlich keine andere Lösung. Eigenverantwortung und Risikobereitschaft gehört auch zu einem erfüllten Leben. Es wird ja interessant sein, wie die Gerichte entscheiden werden. "Me chan halt eben nöd den Föifer und s Weggli ha".
Das Eigenkapital der Credit Suisse konnte die UBS erben 35 Milliarden, aber die Geldgeber gehen leer aus, schon sehr widersprüchlich. Die CS hatte nicht zu wenig Kapital hiess es von der Finma noch 3 Tage vor der Zwangsenteignung vieler. Finde es eine riesen Schweinerei, und das in der seriösen Schweiz. Hatte 300000.- Vermögen, jetzt sind es noch 130 000.- . Habe leider der Finma vertraut , als Sie sagte am Mittwoch, die CS sei genug kapitalisiert. Man hätte besser eine STaatsgarantie gegeben, und die CS hätte sich in einem Jahr umstrukturiert. Da hätte niemand etwas verloren. Jetzt verliert der Staat Milliarden. Die UBS gewinnt Milliarden, sie wird diesen Gewinn aber erst so in ca. 3-4 Jahren schreiben, damit die Politiker nicht so doof dastehen.
Anstatt die cs durch die nationalbank zu retten...machte man kunde anleger u angestellte verrückt
Und wie kürzlich aufgetauchte Dokumente zeigen wie die UBS diesen Deal schon lange geplant hatten und sich gegen Kaufofferte dritter absichern ließ. Und der Staat das ganze noch Orchestrierte und mit Milliarden absicherte. Alles wurde über den Tisch gezogen von UBS. Quelle Lukas Hässig I.P.