Die diese Woche von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angekündigten Reformen zur Erleichterung des Zugangs der Banken zu Liquidität in Stresssituationen bewerten Analysten von Bloomberg als ein wichtiger Schritt nach vorn.
«Die neu geschaffene Erweiterte Liquiditätsfazilität (ELF) ist Teil der Bemühungen der SNB, die Lücken zu schliessen, die nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse vor zwei Jahren in ihrem Rahmen für Notfallliquidität festgestellt wurden.» Einige wichtige Details würden jedoch noch unklar bleiben, schreiben die Analysten in einem Bericht am Freitag und fassen die Situation wie folgt zusammen:
«Lessions learned»
* Der ELF wird eine Rettungsleine für Schweizer Banken sein, die als fortbestehend angesehen werden. Sein Status als Backstop-Fazilität bedeutet jedoch, dass die Kreditaufnahme relativ teuer sein dürfte - wie teuer, ist derzeit noch unklar.
* Das ELF-Volumen wird auf eine vordefinierte Obergrenze begrenzt sein, nach deren Überschreitung ein Rahmen ähnlich dem der Emergency Liquidity Assistance (ELA) gelten wird. Wir gehen davon aus, dass die ELA in ihrer jetzigen Form aus dem Instrumentarium der SNB gestrichen wird.
* Der Zugang der Schweizer Banken zum ELF wird weder von ihrer eigenen Solvenz abhängen noch von der Genehmigung der SNB. Dies soll die Refinanzierung der Banken erleichtern und das negative Stigma teilweise beseitigen.
* Der Sicherheitenrahmen wird im Einklang mit der jüngsten Initiative «Liquidität gegen Wertpapiersicherheiten» (Liquidity Against Securities Collateral, LASC) erheblich ausgeweitet und umfasst nun auch Schweizer Hypotheken, aber auch Wertpapiere von Schuldnern mit niedrigerem Rating. Es werden noch keine Angaben zu den Sicherheitsabschlägen gemacht.
Der Teufel steckt im Detail
Mit diesem Entscheid nimmt die SNB ihre Rolle als Lender of Last Resort sehr ernst. Die neue ELF schliesst viele erkannte Lücken, insbesondere durch die Erweiterung des Pools an anerkennungsfähigen Sicherheiten und durch die Verringerung des Stigmas. Darüber hinaus schafft sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Transparenz und konstruktiver Zweideutigkeit und verdeutlicht ihre Reaktionsfunktion. Einige Details sind jedoch noch unklar, und wir werden die weitere Kommunikation der SNB zu einigen wichtigen Punkten im Auge behalten:
* Das Volumen der im Rahmen des ELF verfügbaren Liquidität und seine Kalibrierung (individuell oder global). Dies wird für die Verankerung der Glaubwürdigkeit der neuen Fazilität von zentraler Bedeutung sein.
* Die Art der Daten, die von der SNB veröffentlicht werden, wenn Schweizer Banken die Fazilität in Anspruch nehmen. Dies wird entscheidend sein, um die Stigmatisierung zu verringern.
* Der Abschlag, der auf die erweiterten Sicherheiten angewendet wird, die Schweizer Banken verpfänden können.
* Die Bemühungen, die Banken bei der Vorbereitung auf die effektive Inanspruchnahme dieser Fazilität zu unterstützen.
* Alle Elemente bezüglich der Bedingungen, die angewendet werden, wenn Banken ihre verfügbare Liquidität unter der ELF verletzen.
Die ELF füllt eine wichtige Lücke und könnte dadurch das Risiko des Ausbruchs einer Krise verringern. Sollte es jedoch zu einer Krise kommen, ist es unwahrscheinlich, dass sie genau so gelöst wird, wie es sich die Behörden vorstellen - eine gewisse Flexibilität könnte noch erforderlich sein. Ausserhalb des Zuständigkeitsbereichs der SNB bleibt die gesetzliche Verankerung der öffentlichen Liquiditätssicherung (Public Liquidity Backstop, PLB) eine Priorität für das Schweizer Finanzsystem. Die Schlüsselfrage dabei ist der Pauschalbetrag, den die Schweizer Banken als Versicherungsprämie zahlen müssen, um Zugang zum PLB zu erhalten. Demnach erwarten die Bloomberg-Analysten, dass der Gesetzgeber in dieser Frage vorankommt und gleichzeitig die Too-Big-to-Fail-Regelungen der Schweiz reformiert.
(Bloomberg)