Die Frage sei, wie die Zukunft des bargeldlosen Zahlungsverkehrs aussehe, sagte das SNB-Direktionsmitglied Andréa Maechler am Donnerstagabend anlässlich des "Geldmarkt-Apéros" in Zürich. Denn der Zahlungsverkehr befinde sich zurzeit in einem weitreichenden Wandel.

Potenzial von DLT

"Die massgeblichen Taktgeber dieses Wandels sind die fortschreitende Digitalisierung und der zunehmende Einsatz neuer Technologien wie der Distributed-Ledger-Technologie", führte Maechler in ihrer Rede zur "Swiss Payments Vision" aus.

Daher beschäftige sich die Nationalbank neben den bestehenden Zahlungssystemen wie "Instant Payments" auch mit DLT. Die Technologie der "verteilten Kassenbücher" schaffe die Grundlagen "für eine eindeutige Zuordnung von Besitzverhältnissen in einem Computernetzwerk, ohne dass hierfür eine zentrale Partei nötig ist", erklärte die per Ende Juni 2023 SNB-Direktorin. Maechler wechselt zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel.

"Die Eigenschaften der DLT bieten dem Finanzsektor interessante Anwendungsmöglichkeiten", so Maechler weiter. Diese sehe die SNB insbesondere im Bereich der Finanzmarktinfrastruktur. DLT verspreche daher Effizienzgewinne im Nachhandel, also der Verrechnung, der Abwicklung und der Verwahrung von Vermögenswerten.

Projekte weiterführen

"Ein gemeinsames Kontenbuch erhöht die Transparenz und vereinfacht die Verbuchung von Transaktionen", sagte sie. Zudem würden aufwendige und fehleranfällige Abstimmungsprozesse unterschiedlicher Datenbanken und Systemen durch DLT hinfällig. "Darüber hinaus erlaubt die DLT, Vermögenswerte wie Wertpapiere, Kunstwerke oder auch Geld, in Form von digitalen Tokens zu verbriefen sowie dezentral und fälschungssicher abzubilden und zu verwalten."

Daher stehe die SNB dem Potenzial der DLT für Effizienzgewinne und der Reduktion von Risiken "offen gegenüber". Maechler betonte indes, dass dadurch neue Risiken entstehen könnten. Generell sei die SNB bereit, zusammen mit privaten Akteuren und anderen Behörden weiterhin in diesem Bereich zusammenzuarbeiten und bereits angestossene Projekte wie etwas das Projekt "Helvetia" für einen digitalen Franken für Geschäftsbanken (Franken-Wholesale-CBDC) weiterzuführen.

Gleichzeitig stellte Maechler aber erneut klar, dass diese Arbeiten nicht als "Absichtserklärung zu verstehen sind". Die SNB plane weder eine Wholesale-CBDC herauszugeben noch ein anderes Abwicklungsmodell anzubieten. "Vielmehr geht es darum, umsichtig und vorausschauend zu agieren, um unser Mandat auch in Zukunft erfüllen zu können", betonte die SNB-Direktorin.

(AWP)