Die Immobilienpreise sind in der Schweiz in den letzten Jahren stark angestiegen. Immer wieder stellt sich dabei die Frage, ob sich eine Blase bildet - oder schon gebildet hat. Befragt zu diesem Thema am Swiss Media Forum in Luzern am Freitag, sagte Martin Schlegel, Präsident der Schweizerischen Nationalbank. «Die Immobilienpreise sind verwundbar». Er legte aber Wert auf die Feststellung, dass er dazu nicht «überbewertet» sage.

Schlegel fügte an, dass die gegenwärtigen Bewertungen der Immobilien mit gängigen Modellen nicht erklärbar seien. Bereits letzten September gab Schlegel bezüglich Immobilienpreise zu Protokoll: «Das Risiko einer Korrektur ist kurzfristig kleiner geworden, aber langfristig, wenn die Preise weiter steigen, könnte die Verwundbarkeit auf dem Immobilienmarkt weiter zunehmen.»

Zu Preiskorrekturen auf dem Immobilienmarkt kommt es in der Regel bei einer Abfolge von Zinserhöhungen. Das gegenwärtige Tiefzinsniveau in der Schweiz wird laut Experten die Investitionen in Immobilien indes weiter befeuern und die Immobilienpreise weiter in die Höhe treiben. Und das Leitzinsniveau könnte noch weiter fallen. 

Denn Schlegel wiederholte in Luzern frühere Aussagen, wonach er Negativzinsen in der Schweiz in Zukunft nicht ausschliessen könne. «Wenn die Situation so ist, dass Negativzinsen notwendig sind, dann machen wir das.» Aber auch die Nationalbank möge das Instrument grundsätzlich nicht.

Schlegel wies zudem darauf hin, dass die SNB nur in die Devisenmärkte interveniert habe, um die Überbewertung des Schweizer Frankens zu dämpfen, wenn diese die Preisstabilität gefährde - und nicht, um den Exporteuren des Landes einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. 

SNB-Schlegel rechnet nicht mit Rezession in der Schweiz

«Wir sind keine Währungsmanipulatoren», wiederholte Schlegel Aussagen bezüglich der früheren Vorwürfe der USA. welche die Schweiz während der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump als Währungsmanipulatorin bezeichnet hatten.

Die SNB müsse ihr Mandat erfüllen, alle Massnahmen würden diesem Ziel dienen, so Schlegel. Gespräche mit den Amerikanern seien sehr konstruktiv gewesen. Man versuche, die eigene Politik zu erklären. Auf Fachebene seien die Argumente der SNB angekommen, sagte Schlegel. Wie es an der politischen Spitze aussehe, wisse er aber nicht.

Befragt nach der derzeitigen Situation an den Märkten, sagte Schlegel, dass das derzeit prägende Element die Unsicherheit sei. Dabei gebe es zwei Unsicherheiten: «Erstens: Was passiert überhaupt und zweitens wie wirkt das?» Es gebe kaum Modelle, die so hohe Zölle abbilden können, wie sie im Moment diskutiert würden.

Bezüglich der künftigen Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz zeigte sich Schlegel eher reserviert: «Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum verlangsamt, rechnen aber für die Schweiz nicht mit einer Rezession.»

(cash/Reuters/AWP)