Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt den Leitzins in der Schweiz um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Zudem sei die Nationalbank bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv zu sein, erklärte die SNB nach ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag.

Zwei Drittel der von Reuters befragten Ökonomen und Finanzmarktexperten hatten erwartet, dass die Notenbank den Leitzins am Donnerstag zum zweiten mal in Folge senken würde. Bereits im März hatte die SNB den Leitzins um die selbe Höhe gesenkt.

Der Franken schwächte sich nach der SNB-Entscheidung ab: Die Hauptexportwährung Euro kostete zuletzt 0,9552 Franken und ein Dollar 0,8903 Franken. Der Schweizer Leitindex SMI zog leicht an.

«Der zugrundeliegende Inflationsdruck ist gegenüber dem Vorquartal nochmals gesunken», erklärten die Währungshüter der SNB. «Mit der heutigen Senkung des SNB-Leitzinses kann die Nationalbank die monetären Bedingungen angemessen halten.» Die Zentralbank werde die Inflationsentwicklung weiter genau beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität bleibt.

Die Inflation in der Schweiz ist eine der niedrigsten unter den grossen Volkswirtschaften. Sie liegt seit Mitte 2023 wieder im Zielbereich der Zentralbank von null bis zwei Prozent. Doch der Abwärtstrend ist zuletzt ins Stocken geraten.

SNB senkt Inflationsprognosen

Die SNB hat die für ihre Zinsentscheidung massgebliche Inflationsprognose aber nun nochmals gesenkt: Sie rechnet dieses Jahr nun mit 1,3 Prozent, nachdem sie im März noch 1,4 Prozent veranschlagt hatte. 2025 dürften die Verbraucherpreise dann um 1,1 (bislang: 1,2) Prozent steigen und 2026 um 1,0 (bislang: 1,1) Prozent.

«Die SNB lockert die Zinszügel weiter und gibt der Wirtschaft damit Süsses», erklärte Brian Mandt, Chefökonom bei der Luzerner Kantonalbank. «Gleichzeitig ist die Gefahr, dass sie damit die Inflation anheizt, gering.» Für die SNB sei das eher eine Zinssenkung gewesen, die sie machen konnte, nicht eine, die sie machen musste, sagte ING-Ökonom Peter Vanden. Die Schweizer Währungshüter sind damit in einer vergleichsweise komfortablen Lage.

Nach dem unerwarteten Vorpreschen der SNB im März war die an den Finanzmärkten erhoffte breite Zinswende ausgeblieben. Die Europäische Zentralbank (EZB) vollzog erst Anfang Juni den Schwenk und senkte nach fast fünf Jahren erstmals wieder die Zinsen, liess wegen der unsichern Inflationsaussichten ihren weiteren Kurs indes offen. Weiter Zuwarten ist in den USA angesagt, wo die Notenbank Federal Reserve den Leitzins weiter hoch hält und in diesem Jahr nur noch eine Zinssenkung anpeilt.

Die SNB geht dieses Jahr weiterhin von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in der Schweiz auf rund 1,0 Prozent aus. 2023 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 1,3 Prozent gestiegen.

Das dreiköpfige SNB-Direktorium um den Ende September abtretenden Präsidenten Thomas Jordan entscheidet in der Regel viermal jährlich über die Zinsen: Die nächste sogenannte geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 26. September anberaumt. Volkswirte gehen derzeit mehrheitlich davon aus, dass die SNB ihren Leitzins schlussendlich auf 1,0 Prozent zurücknehmen und ihn dann auf diesem Niveau stabil halten dürfte.

(cash/Reuters)