Die Inflationsprognose und die Wirtschaftsaussichten hätten dafür gesprochen, die Geldpolitik nicht zu ändern, hiess es in der am Donnerstag veröffentlichten Zusammenfassung der Sitzung vor dem Zinsentscheid vom 25. September. Die Geldpolitik wirke expansiv. Gegenwärtig müsse nicht damit gerechnet werden, dass die Inflation in der Schweiz nachhaltig negativ wird.

«Zudem wird sich die volle Wirkung der Lockerung der Geldpolitik der vergangenen Quartale erst mit einer Verzögerung entfalten. Angesichts des schwachen Inflationsdrucks und der leicht eingetrübten Wirtschaftsaussichten trägt die expansive Geldpolitik dazu bei, dass die Inflation gemäss der bedingten Inflationsprognose in den nächsten Quartalen ansteigen wird, und unterstützt das Wirtschaftswachstum», hiess es weiter. Das Direktorium befand, dass vor diesem Hintergrund eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik nicht angebracht sei.

Ende September hatte die SNB nach sechs Zinssenkungen in Folge von einer weiteren geldpolitischen Lockerung abgesehen und ihren Leitzins bei null Prozent belassen. Ökonomen erwarten, dass die Währungshüter auf absehbare Zeit am Nullzins festhalten werden.

Die Notenbank bekräftigte damals zudem ihre Inflationsprognose und rechnet 2025 mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,2 Prozent, im kommenden Jahr mit 0,5 Prozent und 2027 mit 0,7 Prozent. Die Währungshüter peilen für Preisstabilität eine Spanne von null bis zwei Prozent an.

Die Erhöhung der US-Zölle wirkt sich nur auf einen Teil der Wirtschaft direkt aus, heisst es im Protokoll weiter. Es gebederzeit kaum Anzeichen, dass die negativen Effekte der Zölle von betroffenen exportorientierten Branchen auf andere Teile der Wirtschaft übergreifen.

Feedbacks von Schweizer Unternehmen zu deren Betroffenheit durch die US-Zölle und zu den Schlüssen, die die Firmen daraus ziehen, zeigten, dass rund ein Fünftel der befragten Unternehmen im Gespräch angeben, direkt oder indirekt durch die US-Zölle betroffen zu sein, heisst es im Protokoll. Diese Firmen stammen primär aus dem Industriesektor, speziell aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) und der Uhrenindustrie.

«Besonders betroffene Firmen beabsichtigen, mit ihren US-Kunden über eine mögliche Aufteilung der durch die Zölle entstehende Belastung zu verhandeln. Einzelne Unternehmen, die über Produktionsanlagen in den USA verfügen, überlegen, in Zukunft die Produktion dort auszuweiten, um den amerikanischen Markt zu bedienen», hiess es weiter. Ein Grossteil der Firmen warte aber vorerst ab, in der Hoffnung, dass es mit den USA doch noch eine Einigung und somit tiefere Zollsätze geben werde. Insgesamt dominiere eine hohe Unsicherheit die Gespräche mit den Unternehmen.

Ökonomen interpretierten das Dokument als Hinweis, dass die SNB gegenwärtig nicht in Betracht ziehe, den Leitzins wieder in den negativen Bereich zu drücken. «Sofern keine grösseren Schocks eintreten, ist es sehr wahrscheinlich, dass der derzeitige Status quo mit einem Leitzins von null Prozent das wahrscheinlichste Szenario bleibt», sagte Gero Jung, Leiter Anlagestrategie bei der Walliser Kantonalbank.

Die SNB hatte im September angekündigt, in Zukunft jeweils vier Wochen nach den vierteljährlichen Zinsentscheidungen Zusammenfassungen der Diskussionen des erweiterten Direktoriums zu veröffentlichen. Damit will die SNB für mehr Klarheit und Glaubwürdigkeit sorgen.

Der Entscheid ist eine Abkehr von der bisherigen Praxis der Zentralbank. Die SNB folgt damit dem Beispiel anderer grosser Zentralbanken wie der US-Notenbank Fed, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England, die bereits Sitzungsprotokolle veröffentlichen.

Zum ganzen Protokoll auf der SNB-Website geht es hier.

(Reuters/cash)