Zeitweise über eine Billion Dollar hatten europäische Banken alleine in März an Marktwert verloren. Es war das Resultat einer gewaltigen Verunsicherung im Markt wegen des Endes der Silicon Valley Bank in den USA und dem Vertrauensverlust in die Credit Suisse. Der Quasi-Bank-Run bei der Schweizer Bank löste Panik vor einer neuen Finanzkrise aus.

Seit der Notfallübernahme der Credit Suisse durch die UBS am Wochenende hat sich die Lage an den Märkten stabilisiert. Martin Schlegel, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank, bleibt aber vorsichtig mit Blick auf die Märkte. “Die Lage bleibt fragil”, sagt er im Video-Interview mit cash.ch anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB am Donnerstag.

Dass solche Stressphasen an den Märkten nicht so schnell weggehen, zeigte die letzte Finanzkrise. In der Woche nach dem Konkurs von Lehman Brothers am 15. September 2008 waren die Märkte zwischenzeitlich beruhigt, der S&P 500 schloss gar leicht im Plus. Nicht für lange, denn in den folgenden fast sechs Monaten fiel der S&P 500 fast 50 Prozent.

Das muss sich nicht wiederholen. Auch Schlegel, der als Vizepräsident der SNB quasi gesetzt ist als Nachfolger von Präsident Thomas Jordan, ist vorsichtig mit Blick auf die Marktentwicklung. “Es wird sicher eine Phase kommen, die nicht ganz einfach ist”, sagt Schlegel im cash-Video-Interview.

«Ein Zinsschritt ist angesichts der Inflationsentwicklung mehr als angemessen»

Trotz der angespannten Marktlage erhöhte die Schweizerische Nationalbank am Donnerstag die Leitzinsen in der Schweiz um 50 Basispunkte auf 1,5 Prozent. “Ein Zinsschritt ist angesichts der Inflationsentwicklung mehr als angemessen und absolut nötig”, sagt Schlegel. Die Notenbank war im Vorfeld des Zinsentscheides in einer schwierigen Situation. Sie musste ein Gleichgewicht finden zwischen der Notwendigkeit, den Inflationsdruck zu bekämpfen und der Notwendigkeit, die Stabilität ihres Finanzsystems und ihrer grössten Banken zu bewahren.

Ist der SNB-Zinsschritt in diesem Ausmass nicht ein grosses Risiko in der jetzigen Phase? “Wenn wir gewartet hätten, wäre es vielleicht so, dass wir später viel stärker reagieren müssten”, begründet Schlegel den deutlichen Zinsschritt. Eine Zinspause, wie sie von der US-Notenbank laut Fed-Chef Jerome Powell vor der Zinserhöhung am Mittwoch zeitweise erwogen wurde, war bei der SNB laut Thomas Jordan nie ein Thema.

Zwar ist der Preisanstieg in der Schweiz im internationalen Vergleich noch immer moderat. Mit 3,4 Prozent im Februar liegt die Jahresteuerung aber immer noch deutlich über dem von der Notenbank angepeilten Zielbereich von null bis zwei Prozent.

Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS liegt laut Schlegel im unmittelbaren Interesse der Schweiz. “Alle Indikationen, wie wir gehabt hatten, deuteten darauf hin, dass ein ein Zahlungsausfall der Credit Suisse zu sehr, sehr schlimmen Auswirkungen an den Märkten hätten führen können”. Damit wäre auch die Wirtschaft in der Schweiz und auch international betroffen gewesen.